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QUELLE: http://www.praevention.at

17.07.2019

Deutschland: 6. Alternativer Drogenbericht veröffentlicht

Der alternative Drogenbericht ist eine Sammlung von Fachbeiträgen, die sich kritisch mit der aktuellen Drogenpolitik in Deutschland auseinandersetzen. Anfang Juli wurde in Berlin die inzwischen 6. Ausgabe vorgestellt. Das Expertenteam, das sich aus Vertretern des Bundesverbandes für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, der deutschen AIDS-Hilfe sowie des JES-Bundesverbands zusammensetzt, übt in ihrem aktuellen Jahresbericht scharfe Kritik an der Drogenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Im Bereich der legalen Substanzen Alkohol und Tabak sei in den vergangenen Jahren eine sehr laxe Präventionsstrategie betrieben worden. Deutschland sei in diesen Bereichen weiterhin Hochkonsumland. So sei die Bundesrepublik europaweit das einzige Land, in dem es kein generelles Werbeverbot für Tabak- und Alkohol gebe. Andererseits werden Konsumenten illegaler Drogen massiv strafverfolgt und kriminalisiert.

Heino Stöver, Direktor des Instituts für Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences und Vorstandsvorsitzender von akzept e.V., berichtete laut dem deutschen „Ärzteblatt“ von einem „Allzeithoch an konsumnahen Delikten“, also Erwerb, Besitz und Weitergabe von illegalen Substanzen mit Mengen zum Eigenbedarf. 200.000 Fälle im Jahr 2018 ständen allein im Zusammenhang mit dem Besitz von Cannabis. Die Bestrafung von Konsumierenden bringe jedoch keinerlei Nutzen, sondern stelle das größte vermeidbare Problem in der Drogenpolitik dar: „Denn selbst wenn dem Polizeizugriff keine Strafe folgt, weil das Verfahren eingestellt wird, ist ein Eintrag da, und nicht selten gibt es dann noch eine Ersatzbestrafung in Form von Führerscheinentzug und MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) nach dem absurden deutschen Führerscheinrecht“, heißt es dazu in einer Presseaussendung von akzept e.V. Somit würde die Strafverfolgung unnötige Personalressourcen verschlingen und Konsumenten stigmatisieren, anstatt ihnen zu helfen, sagte Stöver gegenüber Medienvertretern.

 

Quellen und weitere Infos:

akzept e.V.: 6. Alternativer Drogenbericht

aerzteblatt.de: Mehr Expertise bei neuer Drogenbeauftragten gewünscht

ÄrzteZeitung.de: Von guten und bösen Drogen