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17.05.2019

Auftakt zur Dialogwoche Alkohol 2019 in Oberösterreich

Die Dialogwoche Alkohol 2019 in Oberösterreich - symbolisch getragen von Christoph Lagemann (Leiter Institut Suchtprävention), Landeshauptmann-Stellvertreterin, Gesundheitsreferentin Mag. Christine Haberlander und Albert Maringer (Obmann OÖ GKK)

Grafik 1: Alkohol-Trinkfrequenz

Alkohol-Diagnosedaten bezüglich Alkoholabhängigkeit nach Geschlecht

Alkohol-Diagnosedaten bezüglich Alkoholabhängigkeit nach Alter

Von 20. bis 26. Mai 2019 findet nach der Premiere im Jahr 2017 nun zum zweiten Mal die „Dialogwoche Alkohol“ in ganz Österreich statt. Das Motto lautet dabei: Alkohol - Wie viel ist zu viel? Innerhalb dieser Woche finden auch in Oberösterreich zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt, die nicht das Ziel haben den Alkoholkonsum pauschal zu problematisieren, sondern riskante Konsummuster aufzuzeigen und Wissenslücken zum Thema Alkohol zu schließen.

Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, OÖ GKK Obmann Albert Maringer und Christoph Lagemann, Leiter des Institut Suchtprävention, haben heute gemeinsam im Rahmen einer Pressekonferenz auf diesjährige Dialogwoche Alkohol in Oberösterreich aufmerksam gemacht. Dabei wurden auch aktuelle Zahlen zum Thema Alkohol aus dem Drogenmonitoring Oberösterreich präsentiert.

Alkohol ist als Konsumgut und Genussmittel in Österreich weit verbreitet und beliebt. Gleichzeitig verursacht riskanter und problematischer Konsum Krankheiten, Unfälle und menschliches Leid. So gelten rund 370.000 Österreicherinnen und Österreicher (5 % der erwachsenen Bevölkerung) als alkoholkrank. Zudem konsumieren weitere 9 % Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Mit den Folgen ist nicht nur die jeweils betroffene Person, sondern auch ihr soziales Umfeld konfrontiert. Die Zwiespältigkeit zwischen Genuss und Gefahr prägt auch den Umgang mit dem Thema Alkohol, der immer noch von viel Unwissenheit, aber auch von Tabus geprägt ist.

Mit der 2. Österreichischen Dialogwoche Alkohol von 20. bis 26. Mai 2019 soll dieses Tabu gebrochen werden. Der Konsum von Alkohol soll nicht verurteilt, die Folgen von übermäßigem Konsum aber auch nicht verharmlost werden. Im Vordergrund steht das offene Gespräch – eine Woche lang, bei Veranstaltungen im ganzen Land- sowie Information darüber, welche Möglichkeiten es für jede/n Einzelne/n gibt, einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu fördern.

Im Zentrum der Dialogwoche stehen über 280 verschiedene Veranstaltungen zum Thema Alkohol in allen Bundesländern. Dazu zählen Vorträge und Informationsveranstaltungen, ebenso wie Podiumsdiskussionen, Präventionsworkshops, Kulturveranstaltungen, Sprechstunden und Tage der offenen Türen in Beratungseinrichtungen.

Initiatorin der Dialogwoche Alkohol ist die Österreichische ARGE Suchtvorbeugung – der Zusammenschluss aller neun Fachstellen für Suchtprävention in den Bundesländern – in Kooperation mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und der Gesundheit Österreich GmbH/Geschäftsbereich Fonds Gesundes Österreich. Die Kampagne, die 2017 erstmals stattfand, wird alle zwei Jahre ausgerichtet und auch heuer wieder vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz gefördert.

Veranstaltungen in ganz Österreich

In Oberösterreich koordiniert das Institut Suchtprävention die Dialogwoche Alkohol – in Kooperation mit der OÖ GKK und dem Land OÖ. Im Rahmen der Dialogwoche Alkohol wird es im Aktionszeitraum zwischen 20. Mai 2019 und 26. Mai 2019 auch in Oberösterreich zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen geben, darunter beispielsweise die Vorträge von Prof. Michael Musalek (21. Mai, 19.00 Uhr) und Prof. Thomas Macho (24.Mai, 19.30 Uhr).  Alle Veranstaltungen zur Dialogwoche Alkohol finden Sie unter: www.dialogwoche-alkohol.at/veranstaltungen

„Das Thema Alkohol ist in unserer Gesellschaft allumfassend. Da geht es nicht nur um die einzelnen Betroffenen selbst, sondern um gesamte Familien und ihr Umfeld. Deshalb bietet die Dialogwoche Alkohol einen Denkanstoß, uns mit diesem wichtigen und präsenten Thema auseinanderzusetzen und es sichtbar zu machen“, betont Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander. Im Rahmen der Dialogwoche wird sich die Alkoholberatung des Landes Oberösterreich einem breiteren Publikum vorstellen. Es wird Informationsstände bzw. Aktionen, wie etwa Rauschbrillenparcours in Linz, Enns, Freistadt, Gmunden, Kirchdorf, Ried, Steyr, Traun und Vöcklabruck geben. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Alkoholberatung des Landes leisten Tag für Tag flächendeckend im ganzen Bundesland einen wesentlichen Beitrag in der Begleitung von Betroffenen und deren Angehörigen. Das Angebot umfasst Information und Beratung, sowohl suchtbegleitend als auch abstinenzorientiert, um die Lebensqualität aller Beteiligten zu verbessern und zu stabilisieren. Ziel ist es auch, gesundheitliche und soziale Schäden im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zu verhindern bzw. zu reduzieren. Das Angebot richtet sich dabei an Einzelpersonen, Paare, Familien sowie Gruppen. Außerdem arbeitet die Bildungsdirektion OÖ das ganze Jahr über in vielen Projekten mit dem Institut Suchtprävention intensiv zusammen und bildet auch Lehrerinnen und Lehrer – sogenannte „Suchtkoordinatorinnen und Suchtkoordinatoren“ - für die Erziehungs- und Unterrichtsarbeit an Schulen aus“, erklärt Haberlander.

Für Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention steht vor allem der Dialog und die Selbstreflexion im Mittelpunkt: „Die Dialogwoche Alkohol soll dazu anregen, den eigenen Umgang mit dem Alkohol ehrlich und selbstkritisch zu hinterfragen. Wie viel ist viel? Wie viel ist zu viel? Das betrifft sehr viele Bereiche unseres Alltags: die eigene Gesundheit, die Familie, den Straßenverkehr, das Arbeitsleben.“

In Oberösterreich gibt es eine gut funktionierende Zusammenarbeit der Einrichtungen und eine breite Palette unterschiedlicher Präventionsmaßnahmen. Diese beinhaltet sowohl substanzunspezifische Lebenskompetenzprogramme als auch alkoholspezifische Workshops, Seminare, Vorträge, Unterrichtseinheiten usw. So werden beispielsweise zahlreiche Präventionsangebote des Instituts Suchtprävention in Oberösterreich auch in Kooperation bzw. unter finanzieller Mithilfe der OÖ Gebietskrankenkasse umgesetzt.

Für Albert Maringer, Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse ist das Thema Prävention von großer Bedeutung und er betont die sinnvolle und erfolgreiche Kooperation auf diesem Gebiet: „Wir wollen die Substanz Alkohol nicht dämonisieren, weil die Frage eine andere ist: Wie schaffen wir Menschen einen gesunden Umgang damit? Die Dialogwoche Alkohol stellt exakt diese Frage in den Vordergrund. Die OÖGKK ist aus Überzeugung mit dabei. Und aus Erfahrung wissen wir: Das Institut Suchtprävention ist nicht nur in Theorie und Forschung exzellent, sondern bringt die Maßnahmen auch mit viel Gespür erfolgreich unter die Leute – in allen Settings und Lebenslagen: Seit Jahren unterstützt uns das ISP beim Vereinscoaching im Fußballbereich mit Ideen wie der kultigen „Barfuß-Bar“ oder Infomaterialien und Workshops für die Fußballtrainer. Auch der Workshop „Starke Eltern von Anfang an“, der Paare auf das Elternsein vorbereitet, ist bereits seit Jahren ein Fixpunkt im Angebot der OÖGKK. In den Schulen sind wir gemeinsam mit Workshops präsent zu Themen wie Alkohol, Ernährung oder Rauchen. Und mit der Kampagne „Handeln statt Wegschauen“ können wir Alkohol- und Suchtgiftmissbrauch in den Betrieben nach und nach aus der Tabuzone bringen.“

Aktuelle Zahlen zum Thema Alkoholkonsum aus Oberösterreich

Seit dem Jahr 2000 führt das Institut Suchtprävention mit dem „Drogenmonitoring Oberösterreich“ periodisch alle 3 bis 5 Jahre eine oberösterreichweite repräsentative Bevölkerungsbefragung durch, bei der die oberösterreichische Bevölkerung über Wissen, Einstellungen und Verhalten rund um legale und illegale Drogen bzw. Sucht befragt wird. Die Studie, für die rund 1500 Personen ab 15 Jahren zwischen Dezember 2018 und Jänner 2019 befragt wurden, dient u.a. der systematischen Erfassung der Konsumtrends in Oberösterreich.

Eine für das Thema Alkohol interessante Kennzahl ist dabei die Trinkfrequenz, das heißt, wie oft in den letzten drei Monaten durchschnittlich irgendein alkoholisches Getränk getrunken wurde. Seit den 1970er-Jahren gibt es in ganz Österreich eine rückläufige Tendenz beim Alkoholkonsum. In den vergangenen Jahren hat sich dieser Rückgang aber sehr abgeflacht, das heißt, dass sich in diesem Bereich nur geringe Veränderungen zeigen. Trotz des tendenziell weniger werdenden Konsums trinken immerhin 56,3 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche Alkohol. Positiv: Beim täglichen Alkoholkonsum (2,83 %) ist eine leichte Abnahme festzustellen (2006: 3,8 %).

Große Unterschiede gibt es beim Trinkverhalten zwischen Männern und Frauen. Obwohl es in den vergangenen Jahren eine Annäherung gegeben hat, konsumieren nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen alkoholische Getränke. So trinken fast drei Viertel der oberösterreichischen Männer (72,14 %) mindestens einmal pro Woche Alkohol, während dies bei den Frauen lediglich 40,76 % tun. Noch deutlicher sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den höheren Trinkfrequenzen (2- bis 7-mal pro Woche – siehe Grafik 2).

Problematisches Trinken und Alkoholabhängigkeit - deutlich mehr Männer als Frauen betroffen

In Österreich gelten ca. 5 Prozent der Bevölkerung als alkoholabhängig. Das entspricht etwa 370.000 Personen. In Oberösterreich sind das rund 60.000 Menschen. Bei der Alkoholabhängigkeit verschob sich laut den Diagnosendaten der OÖ Landeskrankenanstalten in den letzten Jahren in Oberösterreich das Verhältnis von knapp 3,5:1 auf 2,4:1 (männlich:weiblich). Diese Annäherung entspricht auch dem Bundestrend. Hinsichtlich des Alters zeigt sich, dass Behandlungen wegen Alkoholabhängigkeit bis zu den Altersgruppen der 50 bis 59-Jährigen kontinuierlich ansteigt, da der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit in der Regel jahrelanger missbräuchlicher Alkoholkonsum vorausgeht. Die höchste Zahl der Abhängigkeitsdiagnosen ist in der Altersgruppe der 50-bis 59-Jährigen zu finden.

Wissenslücken zum Thema Alkohol

Bei den Wissensfragen zum Thema Alkolhol zeigten sich einige Lücken. So hat sich zwar das Wissen über den Jugendschutz in den vergangenen Jahren verbessert.  Dennoch ist ein Drittel der Befragten (33 %) der (falschen) Meinung, dass bereits unter 18-Jährige in Oberösterreich Spirituosen konsumieren dürfen. Zum Vergleich: 2006 beantwortete diese Frage noch fast jeder Zweite (46 %) falsch. Auch die Anzahl der Alkoholabhängigen in Österreich (rund 370.000) wird von den Befragten stark unterschätzt. So lagen 56,7 % mit ihrer Einschätzung unter dem tatsächlichen Wert. Wenn es um gewünschte Maßnahmen des Gesetzgebers geht, wünschen sich 92 Prozent, dass mehr an Informationsmaßnahmen über Alkohol investiert wird, 88 Prozent befürworten den Ausbau von Alkoholberatungsstellen und 96 Prozent sind der Meinung, dass man in die Suchtvorbeugung in Schulen und Betrieben investieren sollte.