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QUELLE: http://www.praevention.at

15.02.2021

Drogensituation in Österreich stabil

Prävalenzschätzung des risikoreichen Drogenkonsums mit Beteiligung von Opioiden

Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erstellt im Auftrag der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) und des Gesundheitsministeriums jährlich einen Bericht zur Drogensituation in Österreich. Der Bericht befasst sich in erster Linie mit dem Themenbereich illegale Drogen. Ende Dezember 2020 wurde der aktuelle Bericht veröffentlicht. Der Berichtszeitraum umfasst das Jahr 2019. Die Situation kann laut GÖG als "stabil", also ohne größere Veränderungen, bezeichnet werden.

Demnach finden sich in Österreich Konsumerfahrungen mit illegalen Drogen (Lebenszeitprävalenz) am häufigsten mit Cannabis. Etwa 30 bis 40 Prozent bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15–24 Jahre) hat nach eigenen Angaben zumindest einmal im Leben Cannabis konsumiert. Laut Bericht ergeben sich aus den meisten Repräsentativstudien Konsumerfahrungen von etwa zwei bis vier Prozent für „Ecstasy“, Kokain und Amphetamin sowie von rund ein bis maximal zwei Prozent für Opioide und Neue psychoaktive Substanzen (NPS, auch „Research Chemicals“, „Legal Highs“ genannt).

Klar abzugrenzen von Probierkonsum und weitgehend unproblematischem gelegentlichem Konsum ist der sogenannte risikoreiche/problematische Drogenkonsum, der laut EBDD-Definition „wiederholte Drogenkonsum, der Schaden (Abhängigkeit, aber auch andere gesundheitliche, psychologische oder soziale Probleme) für die Person verursacht oder sie einem hohen Risiko, einen solchen Schaden zu erleiden, aussetzt“. In Österreich spielt diesbezüglich der polytoxikomane Drogenkonsum mit Beteiligung von Opiaten die zentrale Rolle. Aktuell konsumieren laut Drogenbericht zwischen 31.000 und 37.000 Personen risikoreich Opioide (meist in Kombination mit anderen illegalen Drogen, Alkohol oder Psychopharmaka). Etwa die Hälfte dieser Personen lebt in Wien (problematischer Drogenkonsum findet nach wie vor in Ballungszentren häufiger statt als in ländlichen Gebieten). In etwa drei Viertel der Betroffenen sind Männer. Nur sieben Prozent der Betroffenen sind unter 25 Jahre alt, 35 Prozent sind 25 bis 34 Jahre, und 58 Prozent sind 35 Jahre oder älter.

Laut dem GÖG-Bericht legen die verfügbaren Daten einen Rückgang des risikoreichen Opioidkonsums in der Altersgruppe der unter 25?Jährigen nahe (weniger Einsteiger/?innen). Hinsichtlich des besonders risikoreichen Gebrauchs synthetischer Opioide würden derzeit aktuell nur Einzelfallberichte vorliegen. Derzeit gebe es in Österreich keine eindeutigen Hinweise auf eine Verlagerung des risikoreichen Drogenkonsums von Opioiden hin zu anderen Substanzen. Allerdings häufen sich laut Bericht in einigen Datenquellen Anzeichen für einen (regionalen) Anstieg des Kokainkonsums (Abwasser-analysen in Innsbruck, Daten aus der österreichischen Vergiftungsinformationszentrale, Daten aus dem Drug?Checking, Daten aus dem niederschwelligen Bereich, polizeiliche Anzeigen).

Die Anzahl der Todesfälle aufgrund von Drogenüberdosierungen scheint zwar im aktuellen Bericht nicht auf, da die Meldungen von Verdachtsfällen für das Jahr 2019 aufgrund der Corona-Krise erst verspätet gemeldet wurden. Laut einer aktuellen Medieninfo der GÖG gab es Jahr 2019 in Summe 196 drogenbezogene Todesfälle (tödliche Überdosierungen) zu verzeichnen. Das ist etwas mehr als in den Vorjahren (2018: 184, 2017: 154). Etwa die Hälfte der davon Betroffenen waren älter als 35 Jahre.

Online-Befragung zu COVID-19

Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Konsumgewohnheiten zu untersuchen, hat das Kompetenzzentrum Sucht der GÖG im Auftrag von Gesundheits- und Finanzministerium eine repräsentative Online-Erhebung durchführen lassen. Dazu wurden 6000 Personen zu ihrem Konsum von Alkohol, Tabak, illegale Drogen sowie Glücksspiel und Computerspielen befragt. Die Ergebnisse zeichnen kein eindeutiges Bild, da die Reaktionen in unterschiedlichen Personengruppen variieren. Beim Konsum psychoaktiver Substanzen (Alkohol, Cannabis, Nikotin und Schlaf- und Beruhigungsmittel) berichtet jeweils die Mehrheit der Befragten keine Veränderungen und halten sich Zu- bzw. Abnahmen im Konsumverhalten die Waage. Beim Glücksspiel wird eine starke Abnahme beobachtet, die deutlichste Zunahme gab es demnach bei der Nutzung von Computerspielen. Derzeit können laut GÖG lediglich die kurzfristigen Auswirkungen der Pandemie und in erster Linie des Lockdowns beobachtet werden. Zur Abschätzung der mittelfristigen Auswirkungen erfolgt im Herbst eine zweite Erhebungswelle.

 

Quelle und weiterführende Infos:

Gesundheit Österreich GmbH: Suchtmittelkonsum 2020 stabil

Sozialministerium: Berichte zur Drogensituation