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QUELLE: http://www.praevention.at

12.06.2019

Erste Hilfe für die Seele –Umgang mit psychischen Krisen am Arbeitsplatz

Bild: Gerd Altmann / Pixabay

Die Zahl jener Menschen die an psychischen Problemen leiden, ist im Steigen. Wenn es zu Krisen am Arbeitsplatz kommt, ist eine gelungene „Erstversorgung der Seele“ wichtig. Hilfreich ist, den Betroffenen das Gefühl zu geben, nicht alleingelassen zu sein und sie zu ermutigen, gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Diese professionelle Hilfe ist in Oberösterreich sehr gut ausgebaut und  unterstützt sowohl  Betroffene, als auch Angehörige und Arbeitskolleginnen und -kollegen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist nahezu jede/r Dritte im Laufe des Lebens zumindest von einer psychischen Krankheit betroffen und in den WHO-Berechnungen zur „Krankheitslast“ rangieren in unseren Breiten bereits jetzt Depressionen und Suchterkrankungen unter den Top 5. Bis 2030 werden bereits drei psychische Krankheiten unter den „Top 5“ weltweit liegen: Depression, Alzheimer und andere Demenzerkrankungen sowie Alkoholabhängigkeit.

Darüber hinaus zählen zu den psychischen Krankheiten beispielsweise Angststörungen (z.B. Panikattacken), bipolare Störungen („Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“), Manie (Gegenpol zur Depression), suizidales Verhalten, Belastungsstörungen nach einem traumatischen Erlebnis, Psychosen, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderline, ADHS), Burnout, Schlafstörungen, Essstörungen usw.

Psychische Krisen zeigen sich auf vielfältige Weisen – zum Beispiel durch sozialen Rückzug, Antriebslosigkeit, Angst, starke Gereiztheit, Aggression, Verzweiflung, Trauer oder Lebensmüdigkeit.

Erste Hilfe für die Seele braucht keinen Verbandskasten und keinen Defibrillator. Ein offenes Ohr, eine ausgestreckte Hand und Ihre Intuition sind ausreichend:

  • Schauen Sie nicht weg, wenn es jemandem nicht gut geht.
  • Gehen Sie auf ihn oder sie zu und fragen Sie, wie es ihm/ihr geht.
  • Nehmen Sie sich Zeit -  ein offenes Ohr kann oft schon viel Entlastung bewirken.
  • Gehen Sie sparsam mit Ratschlägen um und bewerten Sie nicht.
  • Hören Sie zu, schweigen Sie auch mal mit dem Gegenüber.
  • Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen. Wenn Sie Angst, Unbehagen oder Überforderung verspüren, holen Sie sich Unterstützung.
  • Stellen Sie den Kontakt zu professionellen Helfer/innen her, wenn der/die Betroffene dazu bereit ist.
  • Seien Sie nicht gekränkt, wenn Hilfe nicht angenommen wird.

 

Für Menschen in psychischen Krisen ist es meist sehr entlastend, wenn Personen im Umfeld Optimismus und Zutrauen signalisieren, also eine „stellvertretende Hoffnung“ ausstrahlen,  die den Betroffenen oft selbst nicht mehr möglich ist. Außerdem sollte vermittelt werden, dass jede/r einmal in eine psychische Krise geraten kann und dass dies kein Umstand ist, für den man sich schämen muss.

Im beruflichen Umfeld sind folgende Instrumentarien hilfreich für den Umgang mit psychischen Krisen und deren Prävention:

  • Krisenplan erstellen: Was ist wann zu tun? Informationskette - wer ist zu informieren? Notrufnummern von Rettung, Polizei, Feuerwehr, Krisenhilfe;  gut sichtbar für alle zugänglich
  • Krisenteam einrichten: Zusammengesetzt aus Arbeitsmedizin, Arbeitspsychologie, Ersthelfern, Personen mit besonderen Kompetenzen, die viel vor Ort sind; das Krisenteam unterstützt Mitarbeiter/innen im Krisenfall, kümmert sich um die Aktualisierung des Krisenplans und übt gelegentlich den Ernstfall.
  • Beratungsstellen bekannt machen: Kontaktdaten allen Mitarbeiter/innen zur Verfügung stellen, Flyer der Krisenhilfe auflegen, ev. Beratung in Dienstzeit und auf Dienstgeberkosten ermöglichen.
  • Führungskräfte schulen und für die Notwendigkeit von Fürsorgegesprächen bei belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sensibilisieren.
  • Im Rahmen von betrieblichen Suchtpräventionsprogrammen die Möglichkeit von Krisen thematisieren, die z.B. auch durch Interventionsgespräche bei Sucht(gefährdung) ausgelöst werden könnten
  • Betriebliche Gesundheitsförderung: Angebote zur psychischen Gesundheit, Stressbewältigung, Entlastung von Angehörigen…

 

Text: Mag. Rosmarie Kranewitter-Wagner, Institut Suchtprävention, Abteilung Außerschulische Jugend und Arbeitswelt

 

Krisenhilfe OÖ:
Tel: 0732 / 2177 (täglich 0-24 Uhr)
www.krisenhilfeooe.at

 

Hilfreiche Links:

Erste Hilfe für die Seele: Informationen, Materialien, Hilfeangebote

www.hpe.at: Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter

 

Download: Postkarte "Erste Hilfe für die Seele"