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04.06.2020

Psyche unter Druck

Lange Krisen wie die weltweite Corona-Pandemie münden nicht selten in psychische Erkrankungen. Die Krisenhilfe Oberösterreich zog gestern bei einer Pressekonferenz eine erste Bilanz. Dabei wurde klar: Die Menschen waren während der Corona-Pandemie gefordert zwei Phasen durchzustehen. Die Akutphase und die Zeit nach der akuten Phase der Krise, wobei das Ausmaß der psychischen Belastungen erst langsam erkennbar wird.

„Viele Menschen sind am Anfang der Krise in eine Art ‚Schockstarre‘ verfallen. Viele Leute konzentrierten sich auf ihre Grundbedürfnisse und ließen dabei ihre Psyche außer Acht. Einige Personen trauten sich auch nicht anzurufen, da sie dachten, dass andere Menschen die Hilfe noch viel nötiger hätten als sie“, so Mag.a Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe OÖ. „Nach und nach merkten wir aber, dass sich die Kontaktzahlen wieder erhöhen. Wir gehen davon aus, dass wir die Langzeitfolgen der Corona-Krise erst später zu spüren bekommen.“

Durch zunehmende Lockerungen der Corona-Maßnahmen, werden die psychischen Belastungen nun sichtbarer und daraus können sich psychische Erkrankungen entwickeln. Der Alltag mit alten und corona-bedingten, neuen Belastungen holt jetzt viele Menschen ein. Zukunftssorgen, Ängste, depressive Verstimmungen treten vermehrt auf – derartige Belastungen und Symptome sind aber auch eine völlig normale Folge der Umstände: „Während der Akutphase der Corona-Krise gab es weniger Einsätze bezüglich Unfällen, Verbrechen und Suizide. Nach den Lockerungen der Vorgaben seitens der Regierung ist unser Team wieder vermehrt zur Unterstützung nach potentiell traumatisierenden Ereignissen (wie Unfall, Suizid, plötzlicher Todesfall oder Gewalttaten) unterwegs." so Hörmanseder.

Neben dem viel zitierten „Lagerkoller“,  belastet viele Menschen vor allem die Unsicherheit. „Wir bekommen täglich neue Informationen zum Thema Corona, was wir tun dürfen und was nicht. VerschwörungstheoretikerInnen haben Hochsaison im Internet, auch das sorgt für Verunsicherungen. Besonders schwierig haben es Menschen, deren Zukunftsperspektive und Arbeitsstelle unsicher ist – zum Beispiel ArbeiterInnen in der Gastronomie und im Kulturbereich, aber auch Menschen mit psychischer Erkrankung“,  so MMag. Martin Schmid von der Krisenhilfe OÖ.

Die Krisenhilfe OÖ bietet umgehend professionelle Unterstützung bei psychischen Krisen. pro mente OÖ, EXIT-sozial, Rotes Kreuz, Telefonseelsorge OÖ und die Notfallseelsorge haben sich unter dem Namen „Krisenhilfe OÖ“ zu einem Trägerverbund zusammengeschlossen, um die zukünftige Krisenversorgung in Oberösterreich flächendeckend und noch umfassender gewährleisten zu können. Die MitarbeiterInnen stehen dabei unter der Telefonnummer 0732 / 2177 rund um die Uhr zur Verfügung. Das Angebot der Krisenhilfe umfasst telefonische und persönliche Krisenintervention, Onlinekrisenberatung, Hausbesuche, Unterstützung nach traumatischen Ereignissen und Unterstützung für Einsatzkräfte. Alle Leistungen sind dabei für die Betroffenen kostenlos.

 

Quellen und weiterführende Infos:

pro mente OÖ: Pressekonferenz der Krisenhilfe OÖ

Website der Krisenhilfe OÖ: Krisenhilfe OÖ