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QUELLE: http://www.praevention.at

06.04.2020

Substanzkonsum in der Krise: Die Macht der Gewohnheit

Der Konsum von Alkohol sollte nicht zur Gewohnheit werden. (Foto: pexels | pixabay)

Wir starten an dieser Stelle unsere neue Info-Serie „Substanzkonsum in der Krise“, in der wir in den kommenden Wochen hilfreichen Infos und Tipps weitergeben wollen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit dem Thema „Die Macht der Gewohnheit“ und den damit verbundenen Risiken.

Die Corona-Krise ist eine außergewöhnliche Zeit, die uns allen derzeit viel abverlangt. Beruflich müssen sich die meisten Menschen neuen Herausforderungen stellen. Sei es, sich im Homeoffice neu zu organisieren oder mit der plötzlich angewachsenen arbeitsfreien Zeit während der Kurzarbeit umzugehen. Sei es, um mit den hohen Belastungen fertig werden zu werden, wenn man zu den strategisch notwendigen Berufsgruppen im Handel und Gesundheitswesen zählt oder mit Arbeitslosigkeit konfrontiert zu sein. Nebenbei sind vielerorts noch die Schulaufgaben der Kinder, die Haushaltsführung, Angehörigenbetreuung und eine attraktive Freizeitgestaltung unter derzeit eingeschränkten Bedingungen, zu managen. Multitasking, neue Herausforderungen und oft auch sehr hohe Belastungen auf vielen Ebenen! Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf hohe Belastungen und hat seine erprobten Strategien, mit diesen umzugehen. Umso wichtiger sind diese Strategien in Krisenzeiten um möglichst gesund und unbeschadet daraus hervorzugehen.

Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass der Alkohol-, Medikamenten- und der psychoaktive Substanzkonsum derzeit ansteigen (siehe beispielsweise Artikel Kein Sanitäter in der Not auf Spiegel-online). Als Gründe werden Langeweile, Entspannung nach großen Belastungen, Hilfe zum Einschlafen oder um Sorgen und Zukunftsängste in den Griff zu bekommen, genannt. Der Substanzkonsum dient also vermehrt der Bewältigung der derzeitigen Krisensituation. Und darin liegt auch die große Gefahr: Je regelmäßiger und unbewusster sich der Substanzkonsum in den Tagesablauf integriert, umso selbstverständlicher und unbedachter wird dieser. Dies kann einerseits zu einer Gewohnheitsentwicklung – Konsum ist zum Ritual geworden und wird nicht mehr hinterfragt – führen. Andererseits kann dies auch zu einer Gewöhnung, einer zunehmenden Toleranzentwicklung auf körperlicher Ebene ("Ich brauche eine größere Menge der Substanz, um die gleiche Wirkung zu erzielen.") führen. In vielen Suchtentstehungstheorien ist die Phase des gewohnheitsmäßigen Konsums bzw. der Gewöhnung eine Vorstufe zur Sucht, zur Abhängigkeitsentwicklung, weil der gewohnheitsmäßig höhere Konsum oft unbemerkt aufrechterhalten und weitergeführt wird - auch wenn sich die ursprüngliche Krisen- und Belastungssituation verändert bzw. verbessert hat. Der Gewohnheitskonsum stellt also einen Risikofaktor für eine Suchtentwicklung dar.

Unsere Empfehlungen

Beachten Sie:

  • Substanzkonsum eignet sich nicht als „Sanitäter in der Not“. Er verbessert vielleicht kurzfristig die aktuelle Situation, langfristig schafft er meist zusätzliche Probleme.
  • Halten Sie inne und überprüfen Sie ehrlich, ob sich ihr Konsumverhalten seit der Krise verändert bzw. erhöht hat.
  • Legen Sie bewusst Tage ein, an denen Sie auf Substanzkonsum verzichten.
  • Achten Sie darauf, dass sich ihre Konsummenge und -frequenz nicht steigert.
  • Suchen Sie nach neuen Strategien zur Entspannung und probieren Sie Neues aus. (siehe auch Methoden der Suchtprävention)
  • Überlegen Sie, wie Sie Ihren Stress- und Belastungslevel reduzieren können und misten Sie aus (z. B. Ansprüche, Perfektionismus,…)
  • Holen Sie sich Hilfe und Ansprache, wenn Sie Ihre aktuelle Situation belastet (Freunde, Bekannte, Beratungsstellen,…)
  • Verschaffen Sie sich mit Fachleuten einen Überblick über Ihre derzeitige Situation
  • Versuchen Sie darauf zu achten, dass ihr Alkoholkonsum mäßig und vor allem kontrolliert bleibt. Damit sind Sie auf der sicheren Seite, damit positive Konsequenzen wie Abwechslung und Genuss die Oberhand behalten!

 

Fortsetzung folgt.Teil 2 unserer Serie "Substanzkonsum in der Krise" beschäftigt sich mit dem Thema "Alkohol und Rauchen - halten Sie Ihr Immunsystem fit!"

 

Bild: Pexels auf Pixabay