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02.12.2019

Tagungsnachlese Flow Akut 2019 in Steyr: „online! What else!?“

Spannende Vorträge bot die Flow Akut Tagung im Amtsgebäude Reitthofer in Steyr. (Foto: Andreas Schachermayr, Produktionsschule Steyr)

Rund 100 Interessierte, vorwiegend aus dem Bereich Jugendarbeit, aber auch viele Lehrkräfte nahmen an der jährlichen Fachtagung des Steyrer Netzwerks „Flow Akut“ am 28.11.2019 im Amtsgebäude Reithoffer teil. Das Thema der diesjährigen Veranstaltung lautete „online! What else!?“ und drehte sich inhaltlich um den jugendlichen Medienkonsum zwischen Faszination, Generationenkonflikt und Gefährdung. Herbert Baumgartner, der seit 20 Jahren für dieses regionale Netzwerk tätig ist, zeigte sich zufrieden: „Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten und die Referate boten durchwegs spannende Inhalte zu einem hochaktuellen Thema, das weit über den Bereich Jugendarbeit hinausgeht.“

Das Dilemma mit dem Smartphone im Kinderzimmer

Dr. Barbara Buchegger, die pädagogische Leiterin der Initiative Saferinternet.at, eröffnete den Reigen der durchwegs interessanten Vorträge. Dabei betonte sie unter anderem, dass viele Jugendliche unter einem „digitalen Zeitstress“ leiden. So gaben laut einer Umfrage von Saferintenet.at mehr als ein Drittel der 11- bis 17-Jährigen an, dass ihnen das Handy und andere digitale Geräte manchmal zu viel werden. 60 % empfinden es als höflich bzw. gehen davon aus, dass sie auf Nachrichten in WhatsApp & Co. sofort oder innerhalb weniger Minuten eine Antwort erhalten, was wiederum für sie selbst zum Stress wird. Verstärkt wird dieser Trend durch viele Gruppen oder Unterhaltungen in unterschiedlichen Social Media Netzwerken, in denen täglich Hunderte Nachrichten ausgetauscht werden. Die gute Nachricht: Es gibt Gegenstrategien! Eine davon sind Familienregeln. Dazu zählen zum Beispiel Vereinbarungen wie Handyverbot beim gemeinsamen Essen oder kein Handy beim Erledigen der Hausaufgaben. Diese Regeln sollten auch für Eltern gelten. Ein Dilemma besteht oft mit dem Smartphone im Kinderzimmer. Laut der Expertin sollte zumindest in der Nacht das Smartphone an einem Platz außerhalb des Kinderzimmers „ruhen“. Dass dies in der Praxis oft nicht der Fall ist, hängt aber nicht nur mit Social Media zusammen. Denn die digitalen Alleskönner werden auch als Radio, TV-Gerät, Digitalkamera, Uhr oder fürs Aufwecken in der Früh benutzt. Vielleicht findet sich ja heuer unter dem Weihnachtsbaum mancher Familien der eine oder andere analoge Wecker?

Wie man Fake News entlarven kann

Einen überaus interessanten Einblick in die Welt der digitalen Irreführung - Stichwort „Fake News“ – bot Mag. Laurent Straskraba vom Verein MIMIKAMA aus Wien. Er zeigte an anschaulichen Beispielen, wie versucht wird Meinungen zu manipulieren und wie in diesem Zusammenhang technische Hilfsmittel eingesetzt werden - und wie diese auch wieder entlarvt werden können. Wichtig sei vor allem in der Arbeit mit Jugendlichen, dass deren Wahrnehmung in Bezug auf die Inhalte digitaler Medien geschult werde. Dazu gehört nicht nur das Kennen des eigenen Standpunktes, sondern man sollte auch wissen, wer in Digitalen Medienkanälen schreibt oder etwas behauptet. Hilfreich sind dabei auch inhaltliche Gegenchecks mittels umgekehrter Bilder- oder Videosuche.

Zwischen Wahrnehmung und Realität

Die Vorträge am Nachmittag wurden nach einer „digitalen Aktivierung“ (mittels eines Kahoot-Quiz) von Mag. Markus Meschik, Leiter der Fachstelle für digitale Spiele ENTER in Graz gestartet. Dabei ging es um die – nicht nur für Jugendliche faszinierende, aber auch mit Risiken behaftete Welt der Computerspiele. Markus Meschik tauchte mit dem Publikum in die zum Teil sehr unterschiedlichen virtuellen Spielewelten ein. Interessant ist dabei u.a. das jeweils dahinterstehende Finanzierungsmodell. Viele Games, die den Usern gratis zur Verfügung stehen, finanzieren sich über Umwege mittels kostenpflichtige Extras („Loot-Boxen“) oder schlicht mit den Daten der User. Die meisten Jugendlichen könnten laut Meschiks Ansicht gut mit den Herausforderungen und der Faszination digitaler Spiele umgehen. Bei exzessiven Nutzern herrsche jedoch oft ein ausgeprägtes „Schwarz-Weiß-Denken“ vor, dem man jedoch mit gezielten Argumenten gegensteuern könne.

Den Abschluss der Tagung gestaltete Mag. Stefan Leyerer vom Verein I.S.I. Streetwork, Traun, der in seinem Beitrag hochinteressante Einblicke in die menschliche Wahrnehmung des Medienkonsums bot. Dabei wurde allen Anwesenden im Raum rasch klar, dass sich Realität und Wahrnehmung oft deutlich voneinander unterscheiden und dass wir als Menschen oft anfälliger für Verzerrungen sind als es uns lieb ist. Mit dem nötigen Bewusstsein dafür kann aber schon viel erreicht werden, was sich auch in der Praxis – bei Workshops in der Jugendarbeit - schon bestätigt hätte.

Das Netzwerk "Flow Akut"ist ein Zusammenschluss von Sozialeinrichtungen in Steyr, die für Jugendliche und junge Erwachsene in schwierigen Lebenslagen hilfreiche Angebote setzen, sowie der Steyrer Polizei und der Kinder-und Jugendhilfe des Magistrats Steyr.

Weitere Fotos und Tagungsinfos finden Sie HIER.