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QUELLE: http://www.praevention.at

24.04.2020

Und ihr so? Fußballvereine in Oberösterreich

Lukas Schlosser, Union Hofkirchen a.d. Trattnach

Am Sportplatz der ASKÖ Gosau wird derzeit viel Energie in die Instalthaltung gesetzt.

Das Institut Suchtprävention begleitet seit mehreren Jahren das Vereinscoaching des OÖ FUSSBALLVERBAND in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesundheitskasse. In zahlreichen Workshops bei den Vereinen vor Ort werden Brücken geschlagen zwischen Vereinsleben und Suchtprävention.  

Aktuell ruht auch der Amateurfußball und somit weitgehend das Vereinsleben. Der Klub als wichtiger Lebensraum - nicht nur für Kinder und Jugendliche – fehlt aktuell. Andi Reiter, der die Workshops bei den Vereinen leitet, hat bei Lukas Schlosser von der Union Hofkirchen an der Trattnach und Markus Egger von ASKÖ Gosau nachgefragt wie es denn aktuell so ist. 

 

DI Markus Egger – ASKÖ Gosau:

Wie ist die aktuelle Stimmungslage im Verein?

Die Stimmungslage ist aufgrund der derzeitigen Lockerung und Entspannung der Situation etwas besser. Am Anfang war schon sehr viel Nervosität und teilweise Angst bei einigen Leuten zu spüren. Das hat sich in der Zwischenzeit gegenüber Februar doch gebessert. Ich persönlich werde viel auf das fehlende Training angesprochen, besonders von Eltern deren Kinder im Nachwuchs spielen. Denen geht das Training und die Gemeinsamkeit doch sehr stark ab!

Was kann ein Sportverein, der ja für Bewegung steht, in Zeiten von Stillstand tun? 

Sportlich trainieren wir im Erwachsenenbereich einzeln, jeder geht laufen oder Radfahren usw. damit wir fit bleiben. Da Arbeiten (mit Sicherheitsmaßnahmen) am Sportplatz erlaubt sind, legen wir den Fokus im Vorstand derzeit auf die Instandhaltung. Werbebande neu, Pflastersteine legen, usw. für die diese Sachen haben wir jetzt mehr Zeit! (siehe Foto links) 

Aber die Leute brennen schon wieder aufs Fußball spielen! Das merkt man, die schönste Nebensache der Welt geht sehr vielen ab, die Kicker – ob jung oder alt - sind für den Herbst topmotiviert!

Welche Sektionen leiden besonders unter der Corona-Pandemie? 

Am meisten leiden sicher wir Fußballer, in unserem Verein, da ja die anderen Sportarten bereits gelockert werden. Ich hoffe, dass es ab Herbst wieder los geht, ansonsten besteht große Gefahr, den Fußball- Amateursport zu ruinieren. Kinder werden abwandern zu bereits geöffneten Sportarten, Reserve Kicker werden sehr schwer zu motivieren sein und die Leute werden sich vom Fußball abwenden. Aufgrund der aktuellen Zahlen, wäre es meiner Meinung nach eine Farce, wenn es im Herbst nicht wieder losgehen würde.  

Wie stellt ihr euch den Fußballsport nach Corona vor? Glaubt ihr, dass ihr Aktive und Nachwuchsspieler verlieren werdet und was kann man eurer Ansicht dagegen tun?

Wie bereits oben erwähnt besteht hier schon große Gefahr. Die Pause darf nicht zu lange dauern!  Um die Jungkicker etwas bei Laune zu halten, telefonieren wir ab und zu mit ihnen und erklären ihnen die Situation, bzw. wie es mit den diversen Altersgruppen weitergeht. Darüber hinaus sind wir auf Instagram und halten so die Interessierten am laufenden.  Aber ich sehe auch Chancen.  Vielleicht kommt nach dieser Krise die Erkenntnis, dass wir in unmittelbarer Nähe tolle Möglichkeiten haben, uns zu integrieren und zu entfalten. Und damit steigt unter Umständen das Interesse am heimischen Fußball, getreu dem Motto „Support yourlocalclub“! 

Eventuell führt es ja auch zu einem Umdenken bei Politikern, Eltern etc., dass Vereine im Ort – egal welcher Richtung - keine Selbstverständlichkeit sind!  Hinter jedem Verein steht harte Arbeit und Fleiß!

Für viele ist der Verein ein wichtiger Schutzfaktor und Tankstelle für Wohlbefinden. Wie gelingt es euch zum Nachwuchs und deren Familien gut in Kontakt zu bleiben und Beziehung aufrecht zu erhalten? 

Das ist äußerst schwierig! Auch in einem kleinen Ort wie Gosau. Alle versuchen die restriktiven Maßnahmen so gut wie möglich einzuhalten, darum ist ein Miteinander momentan sehr schwer. Wie gesagt einige folgen uns in den sozialen Netzwerken, andere helfen bei den Instandsetzungsmaßnahmen mit! Ein bisschen was geht immer, aber es wäre schön, wenn ab Sommer das runde Leder wieder ins Rollen kommt! 

 

Lukas Schlosser, MA – Union Hofkirchen a.d. Trattnach (Foto oben) 

Wie ist die aktuelle Stimmungslage im Verein? 
Die Stimmung im Verein ist einerseits vorfreudig, andererseits verunsichert. Viele Spieler/innen, ob aus dem Nachwuchs oder von den Erwachsenen, freuen sich wieder so richtig auf das Fußballspielen und vermissen ihre Mannschaft. Allerdings ist da auch eine große Ungewissheit, wann und wie es weitergeht, was natürlich – vor allem bei Entscheidungsträgern im Verein – zu Verunsicherung führt. 

Was kann ein Sportverein, der ja für Bewegung steht, in Zeiten von Stillstand tun? 
Als Fußballverein ist uns die soziale Komponente sehr wichtig, wir bieten in „unseren“ Gemeinden Aistersheim, St. Georgen und Hofkirchen daher seit 23. März einen Einkaufsservice für die Risikogruppen des Corona-Virus an. Darüber hinaus versuchen wir, durch den Aufruf zur Teilnahme am Wings For Life-Lauf unsere Spieler zu motivieren, sich fit zu halten. 15 Anmeldungen haben wir bereits, was schön ist, weil die Startgebühren in die Rückenmarksforschung investiert werden. 

Welche Sektionen leiden besonders unter der Corona-Pandemie? 
Ich bin eigentlich der falsche Ansprechpartner für die gesamte Union, da ich „nur“ im Vorstand der Sektion Fußball bin. Die zweite „größere“ unionsinterne Sektion ist der Tennisverein, den die Corona-Krise mitten in den Renovierungsarbeiten des Platzes hart getroffen hat. 
Dennoch denke ich, dass wir mit der Sektion Fußball am meisten darunter leiden, da wir wahrscheinlich die letzten sein werden, die den Trainings- und Spielbetrieb wieder aufnehmen werden dürfen. 

Wie stellt ihr euch den Fußballsport nach Corona vor? Glaubt ihr, dass ihr Aktive und Nachwuchsspieler verlieren werdet und was kann man eurer Ansicht dagegen tun? 
Ich befürchte, dass einige mit dem Fußball spielen aufhören werden. Viel wird davon abhängen, wann die Trainingsarbeit wieder aufgenommen werden darf. Je länger die Pause, desto größer die Entfremdung mit der Mannschaft und dem Verein. Für uns ist es nun wichtig, den vereins- und mannschaftsinternen Kontakt so gut wie möglich aufrecht zu erhalten und die Vorfreude auf das „Kicken“ immer wieder zu wecken. 
 

Für viele ist der Verein ein wichtiger Schutzfaktor und Tankstelle für Wohlbefinden.Wie gelingt es euch zum Nachwuchs und deren Familien gut in Kontakt zu bleiben und Beziehung aufrecht zu erhalten?

 
Neben unseren sozialen Aktivitäten in der Corona-Pause haben wir in den letzten Wochen unsere Social-Media-Kanäle auf Vordermann gebracht, um unsere Vereinsfreunde, vor allem unsere 75 Nachwuchskicker/innen, auch in Corona-Zeiten zu erreichen. Wir gestalten Videos (hier anzuschauen: https://www.youtube.com/channel/UCkmFsLzxwl2hRJ-V271KvkA ) und rufen dabei die Eltern und Kinder zur Partizipation auf. Natürlich hat auch jeder Trainer über WhatsApp oder Online-Video“konferenzen“ Kontakt zu seiner Mannschaft. Wichtig ist, dass der Fußball präsent bleibt und das Feuer auf gemeinsame Aktivitäten mit den Mannschaftskollegen/innen am Lodern gehalten wird. Damit es möglichst viele sind, die richtig große Freude an der gemeinsamen Bewegung und am Zusammensein haben werden, sobald es wieder losgeht!