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QUELLE: http://www.praevention.at

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Gesundheitsförderung und Prävention

Wer von Gesundheit spricht, sollte sich immer bewusst sein, dass es gegenwärtig mindestens zwei ganz unterschiedliche Definitionen dieses Begriffes gibt:

 

Gesundheit im engeren Sinne“ bedeutet das subjektive Empfinden des Fehlens körperlicher, geistiger und seelischer Störungen oder Veränderungen bzw. ein Zustand, in dem Erkrankungen und pathologische Veränderungen nicht nachgewiesen werden können (Wie man sieht, entspricht diese Definition dem exakten Gegenteil von „Krankheit“).

Gesundheit im weiteren Sinne“ wird mit der Definition der WHO gleichgesetzt und bedeutet demnach „einen Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und daher weit mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen“.


Gesundheit“ – verstanden im Sinne der WHO – stellt aus suchtpräventiver Sicht neben dem Begriff „Abhängigkeit“ den zweiten wichtigen Orientierungspunkt dar. Hier steht die Frage im Vordergrund, wie Gesundheit erhalten beziehungsweise gefördert werden kann. Gesundheit wird in diesem Sinne nicht als ein einmalig zu erreichender Zustand, sondern als ein alltäglicher Balanceakt verstanden. Dabei müssen innere körperliche und psychische Bedingungen (Veranlagung, Anforderungen des Körpers, psychische Bedürfnisse und Antriebe, Selbstwertgefühl) auf der einen Seite und äußere Lebensbedingungen der sozialen und natürlichen Umwelt auf der anderen Seite (schulische Situation, Freunde, Familie, Arbeit, Wohnumwelt), ausbalanciert werden.

 

Psychoaktive Substanzen sind seit Menschengedenken in dieses Balance-Streben einbezogen. So kann es im Alltag zu Überforderungen kommen. Konflikte zwischen Kindern und Eltern, Versagenserlebnisse in der Schule, mangelhafte soziale Unterstützungssysteme, Sinn- und Orientierungskrisen sind nur einige Beispiele für Situationen, in denen der Gebrauch von legalen oder illegalen psychoaktiven Substanzen zur Stabilisierung der Gesundheitsbalance verlockend erscheint.

 

Gesundheitsförderung

In den Ursprüngen des präventiven Denkens im 19. Jahrhundert standen medizinische Überlegungen der Sozialhygiene (z. B. der Kampf gegen Seuchen, Epidemien, verunreinigtes Trinkwasser, etc.) im Vordergrund. Mit der Entwicklung einer zeitgemäßen Suchtprävention wurden zunehmend Konzepte der Gesundheitsförderung und der Pädagogik aufgenommen. Dabei steht nicht mehr „der Kampf gegen“ sondern „die Förderung von“ im Zentrum der Bemühungen.

 

Gesundheitsförderung“ im Sinne der Ottawa Charta (WHO 1986) ist ein Prozess, der Menschen in die Lage versetzen soll, mehr Einfluss auf ihren Gesundheitszustand (also auf ihr Wohlbefinden) zu entwickeln und ihre Gesundheit (also ihr Wohlbefinden) aktiv zu verbessern. Das Ziel „Gesundheit“ soll dadurch erreicht werden, dass Individuen und Gruppen unterstützt werden, eigene Wünsche wahrzunehmen und zu realisieren, Bedürfnisse zu befriedigen, sowie die Umgebung zu verändern oder sich an diese anzupassen. Damit sind folgende Ziele vorgegeben: Zugang zu allen wesentlichen Informationen, die Entfaltung von praktischen Fertigkeiten und die Schaffung von Möglichkeiten und Voraussetzungen, um alle Menschen zu befähigen selber Entscheidungen in Bezug auf ihre persönliche Gesundheit treffen zu können.

 

Prinzipien einer gesundheitsfördernden Gesamtpolitik sind: Empowerment (Befähigung und Kompetenzstärkung) und Ressourcenorientierung, Partizipation, Nachhaltigkeit und die Förderung sozialer Netzwerke.

 

Der Begriff der "gesundheitsfördernden Prävention" soll verdeutlichen, dass der ursprünglich verwendete (medizinische) Präventionsbegriff mit den Überlegungen der Gesundheitsförderung (und vor allem mit den Prinzipien von Gesundheitsförderung wie Empowerment, Partizipation und gesundheitliche Chancengleichheit) neu definiert wird. Dies wird auch durch die zentrale Bedeutung des Schutz- und Risikofaktorenmodells für die moderne "gesundheitsfördernde Prävention" deutlich. Hauptstrategie ist einerseits die Senkung von Belastungen, andererseits die Stärkung von Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten von Personen, Gruppen oder sozialen Gemeinschaften.

Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung 1986

„Da alle Bemühungen um Gesundheit unter einem historischen und biografischen Irrtumsvorbehalt stehen, muss sich Gesundheitsförderung darauf konzentrieren, die reflexive Selbstaufklärung von Menschen zu unterstützen und sie zu verantwortlicher Beteiligung an grundlegenden Entscheidungen, die ihren Lebenszusammenhang bestimmen, befähigen. (...) Menschen sollen befähigt werden, möglichst viel Einfluss auf die Erhaltung und Verbesserung der eigenen Gesundheit auszuüben und Eigenverantwortung für ihre Gesundheit und die anderer zu übernehmen.“

 

Weiterführende Literatur:

  • Klaus Hurrelmann (2000): Gesundheitssoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Theorien von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. Weinheim und München.
  • Gruber D., Schmidbauer R., Paulik R., Schaireiter M., Koren G., Schöny W. (2014): Prävention psychischer Probleme - Einführung, Grundlagen und Diskurs, Linz