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QUELLE: http://www.praevention.at

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Erweitertes Problemverständnis zum Thema Sucht

Klassischer Suchtbegriff

 

Lange Zeit wurde der Begriff „Sucht“ vor allem mit „physischer, substanzgebundener Sucht“ gleichgesetzt („klassischer Suchtbegriff“ ). Zur Abgrenzung des klassischen Suchtbegriffs wurden und werden Kriterien wie Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, körperliche Entzugssymptome usw. herangezogen, die in der Regel weder in Zusammenhang mit psychischer und sozialer Abhängigkeit noch in Zusammenhang mit nicht-substanzgebundenen Süchten anwendbar sind.

 

Umfassender und erweiterter Suchtbegriff

 

Nun wird es allerdings immer üblicher, den Begriff „Sucht“ auch auf psychische
und soziale Abhängigkeit („umfassender Suchtbegriff“) sowie auf nicht-substanzgebundene Süchte, wie Spielsucht, Internetsucht, Fernsehsucht, Fettsucht, Magersucht, Sexsucht usw. („erweiterter Suchtbegriff“), auszudehnen.

 

Um der Gefahr der Beliebigkeit des Suchtbegriffs entgegenzuwirken, ist es allerdings notwendig, auch in Zusammenhang mit nicht-substanzgebundenen Süchten eine klare Grenze zu ziehen und darauf zu bestehen, dass „Sucht“ Krankheitscharakter hat. „Sucht“ darf nicht einfach mit „Gewohnheit“, „der natürlichen Abhängigkeit von Nahrungsmitteln, Kleidung, Zuwendung usw.“ und/oder „Problemverhaltensweisen, die (noch) der willentlichen Kontrolle des Subjekts unterliegen“ gleichgesetzt werden.

 

Von „Sucht“ sollte man nur sprechen, wenn das zugrunde liegende Problemverhalten zu einem eigendynamischen, zwanghaften Verhalten wird, das sich selbst organisiert hat und sich rückhaltlos beständig zu verwirklichen sucht. Vieles, was als „nicht-substanzgebundene Süchte“ bezeichnet wird, findet sich im aktuellen ICD-10 (International Statistical Classifikation of Diseases and Related Health Problems) unter „abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle (F63)“ oder unter „Zwangsstörungen“ (F42/z.B. Putzsucht/Putzzwang).

 

Neben dem ICD stellt das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der American Psychiatric Association (APA) das für die klinische Diagnostik und die wissenschaftliche Forschung maßgebliche Klassifikationssystem psychischer Störungen dar. In dem seit 2013 geltenden DSM-5 wurden im Bereich der Sucht grundlegende Änderungen vollzogen. So wurde zum Beispiel als erste nicht-stoffgebundene Störung das pathologische Glücksspiel aufgenommen. Eine weitere Änderung ist, dass die Differenzierung zwischen Missbrauch und Abhängigkeit aufgegeben wurde, um stattdessen eine "Substanzgebrauchsstörung" zu definieren.

 

Weiterführende Literatur:

  • Gruber D., Schmidbauer R., Paulik R., Schaireiter M., Koren G., Schöny W. (2014): Prävention psychischer Probleme - Einführung, Grundlagen und Diskurs, Linz
  • Uhl, A.; Springer, A. (2001): Leitbildentwicklung der österreichischen Fachstellen für Suchtprävention, Wien