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Suchtpotenzial, Suchtaffinität und Suchtpotenzial der Umgebung

Die abstrakte Gefahr, die von einer bestimmten Substanz („Droge“) – im Falle nichtstoffgebundener Süchte von einer Tätigkeit – ausgeht, wird üblicherweise als „Suchtpotenzial“ bezeichnet. Im Falle von stoffgebundenen Süchten wird das „Suchtpotenzial“ als pharmakologische Eigenschaft der zur Diskussion stehenden Substanz gesehen.

 

Das Ausmaß, in dem eine bestimmte Person („Set“) gefährdet ist süchtig zu werden, wird mit „Suchtaffinität“ umschrieben. Zu „Set“ zählen alle für die Wirkung wichtigen personenbezogenen Faktoren, wie etwa das Körpergewicht: Ein Glas Wein oder Bier wirkt bei Personen mit geringem Gewicht viel stärker als bei schweren Personen. Auch der Stoffwechsel ist von Person zu Person verschieden: Manche wandeln Substanzen rasch in ihre wirksame Form um und spüren die Wirkung schneller, aber dafür auch nicht so lange.

Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. So weisen zum Beispiel Frauen bei gleicher konsumierter Alkoholmenge durchschnittlich höhere Blutalkoholwerte und Alkoholkonzentrationen im Gewebe auf als Männer. Dafür sind drei Faktoren verantwortlich: Frauen sind meist leichter als Männer, Frauen haben meist einen höheren Körperfettanteil (Alkohol verteilt sich nur im Körperwasser und nicht im Fettgewebe) und es gibt bei Frauen hormonbedingt einen langsameren Alkoholabbau.

Auch psychische und körperliche Vorerkrankungen, vor allem von Herz, Nieren, Schilddrüsen oder den Atemwegen sowie Erkrankungen wie Epilepsie, können die Wirkung von psychoaktiven Substanzen verändern und möglicherweise zu bedrohlichen Zuständen führen. Und schließlich beeinflusst die momentane Gefühlslage die Wirkung psychoaktiver Substanzen ganz entscheidend mit: Positive und negative Zustände wie Nervosität, Ängstlichkeit oder Traurigkeit können verstärkt werden.

 

Für die Gefährdung, die von gewissen situativen Rahmenbedingungen („Setting“), wie Ort, Umfeld, Subkultur, Konsumtraditionen usw., bestimmt wird, hat sich kein griffiges Schlagwort herausgebildet – man könnte von „Suchtpotenzial der Umgebung“ sprechen. Die isolierte Betrachtung von „Suchtpotenzial“, „Suchtaffinität“ und „Gefährdungspotenzial der Umgebung“ ist allerdings nicht wirklich realitätsadäquat, was man immer deutlich betonen sollte. Zinberg (1984), auf den die zuvor verwendete terminologische Unterscheidung in „Droge“ – „Set“ – „Setting“ zurückgeht, betonte, dass bei der Entstehung von Sucht immer alle drei Dimensionen beteiligt sind. Da diese in einem komplexen Wechselspiel stehen, kann eine Terminologie, die die logische Trennbarkeit der Dimensionen suggeriert, das Denken leicht in die Irre führen.