Gerade in der Pubertät vergleichen Jugendliche ihre Körper und ihr Aussehen vermehrt mit Gleichaltrigen. Dabei kommt es häufig zu Abwertungen. Soziale Netzwerke spielen dabei eine immer größere Rolle. Einen „attraktiven“ Körper zu haben, gilt nicht selten als Voraussetzung für ein gelungenes Leben. Das erzeugt bei vielen jungen Menschen oft Unzufriedenheit mit sich selbst und dem eigenen Körper – auch bei Kindern und Jugendlichen, die medizinisch als normalgewichtig gelten. Sich des Themas positives Körperselbstbild und Reduktion des Gewichtsstigmas in der Schule und im Unterricht anzunehmen ist daher äußerst wichtig und sinnvoll. Die Schule, und vor allem die Klasse, können in diesem Zusammenhang hervorragende Schutzfaktoren darstellen.
Dies war Anlass für den Start des Projekts „Miteinander Schule gestalten“, das vom Institut Suchtprävention in Oberösterreich derzeit in einer Pilotphase umgesetzt wird und neben der Landesfinanzierung auch mit Mitteln der Agenda Gesundheitsförderung und des Fonds Gesundes Österreich unterstütz wird. Es leistet einen wichtigen Beitrag, indem es ein Maßnahmenbündel aus Verhaltens- und Verhältnisprävention bietet, von dem das gesamte „System Schule“ profitieren kann. Wichtig zu betonen ist dabei, dass bei diesem Projekt keine neuen „Schulversuche“, sondern langjährig bewährte und evaluierte Methoden der Suchtprävention zum Einsatz kommen. Diese setzen sowohl auf der Verhaltens- als auch auf Verhältnisebene an. Auf diese Weise können nicht nur einzelne Personen von präventiven Maßnahmen profitieren, sondern im Idealfall das gesamte System Schule.
Am Beginn stand eine Situationsanalyse und die damit verbundene Einrichtung eines Expertinnen- und Expertenboards, das vom Institut Suchtprävention koordiniert wurde. Dieses setzt sich u.a. aus Vertreterinnen und Vertretern der Bereiche Jugendpsychiatrie, Ernährungswissenschaft, Pädagogik und Psychologie zusammen und wurde um wichtige Systempartner aus dem Bereich Schule (Bildungsdirektion OÖ, Schulpsychologie, Pädagogische Hochschule, u.a.) ergänzt.
Für die praktische Umsetzung wurden mehrere Unterrichtseinheiten konzipiert, die sich in unterschiedlichen Fächern umsetzen lassen. Gemeinsames Ziel der Einheiten ist die Stärkung des positiven Selbstbildes, eines wesentlichen Schutzfaktors, wenn es um das Thema Essstörungen geht. Lehrkräften werden im Rahmen des Projekts „Miteinander Schule gestalten“ Workshops, Schulungen, Arbeitsmaterialien und Unterrichtseinheiten mit pädagogischen Umsetzungstools zur Verfügung gestellt, die der ganzen Klasse neben wertvollen Infos und Bewegungseinheiten auch den nötigen Spaß bieten. Dazu gehören etwa professionelle Schulungen im Bereich Light-Contact Boxen oder gemeinsame Kochstunden, in denen nicht nur gutes und gesundes Essen zubereitet wird, sondern auch gemeinsam mit Ernährungsexpertinnen- und Experten erstellte Lerninhalte zum Thema Ernährung geboten werden.
Durch ergänzende Maßnahmen wie Elternvorträge, ein Expertinnen- und Expertenboards sowie der Einbindung einer lokalen Kampagne zur Schaffung von kommentarfreien Zonen in Schulen werden verschiedene Zugänge miteinander in Verbindung gesetzt, um dem Thema positives Körperselbstbild bzw. Reduktion des Gewichtsstigmas jene Beachtung zu schenken, die es verdient.
Von Barbie bis Boxen – Praktische Umsetzung im Unterricht im Rahmen des Pilotprojekts an der MS 2 Marchtrenk
Die ersten Praxis-Erfahrungen mit den Unterrichtseinheiten wurden im Rahmen eines Pilotprojekts an der MS 2 in Marchtrenk umgesetzt. Im Fach Digitale Grundbildung wurden beispielsweise Werbevideos für gesunde Lebensmittel produziert, im Fach Technik und Design wurden Barbiepuppen mit einer „menschlichen“ Figur versehen, im Deutschunterricht gab es Erörterungen zu den Themen „Sollten Schönheitsoperationen ab 16 Jahren erlaubt sein, oder nicht?“. Zusätzlich fanden zwei von externen Vortragenden begleitete Projektnachmittage statt (3 Unterrichtseinheiten), an denen jeweils eine Bewegungseinheit im Light-Contact Boxen und eine Einheit im Bereich Ernährung absolviert wurden.
Zudem bietet das Institut Suchtprävention für Schulen in Oberösterreich Workshops und Materialien zur Umsetzung einer kommentarfreien Zone, innerhalb derer es keine Körperkommentare gibt. Jede Schule, jede Klasse aber auch Freizeiträume können eine kommentarfreie Zone werden. Alle Körper dürfen sich dort aufhalten und wohl fühlen.
Neben Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern werden auch Eltern in das Projekt miteinbezogen. Spezielle Elternvorträge, die von Präventionsexpertinnen und Präventionsexperten des Instituts Suchtprävention für Schulen in Oberösterreich angeboten werden, beleuchten das Thema Körperselbstbild näher und runden das Angebot „Miteinander Schule gestalten“ inhaltlich ab. Durch die Bündelung der unterschiedlichen Maßnahmen soll das System Schule dabei unterstützt werden, eine Kultur und ein Klima zu schaffen, in dem körperfeindliche und abwertende Kommentare keinen Platz haben.
Weitere Infos:www.praevention.at/miteinander
Nährere Informationen bietet auch der Beitrag des BildungsTV: