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QUELLE: http://www.praevention.at

25.02.2019

Beratung und Therapie als Element betrieblicher Suchtprävention

Beratungen und Therapien sind ein guter Weg aus der Suchtgefahr. (Bild: pixabay/ISP)

Die drei Säulen der Alkoholtherapie (Bild: ISP)

Betriebliche Suchtpräventionsprogramme mit ihren Stufenplänen für Intervention zielen darauf ab, Belastungen und Suchtgefährdung von Mitarbeiter/innen möglichst frühzeitig zu erkennen und einer Manifestierung von Problemen vorzubeugen. Häufig braucht es nur wenige Gespräche, um Beschäftigte anzuregen, zum ursprünglichen Arbeits- und Leistungsverhalten zurückzukehren. Es gibt aber auch Mitarbeiter/innen, denen eine Veränderung (z.B. Konsumreduktion oder Abstinenz) ohne professionelle Hilfe nicht möglich ist. Daher ist das Angebot bzw. die Auflage, sich in externe professionelle Beratung oder Therapie zu begeben, ein wesentliches Element betrieblicher Intervention.

Wie arbeiten Suchtberatungs- und Suchttherapieeinrichtungen und was ist seitens des Betriebes zu beachten?

Sucht- und Alkoholberatungsstellen gibt es in ganz Oberösterreich. Es werden Information, Beratung, (Nach-) Betreuung, Begleitung, therapeutische Intervention, zum Teil Psychotherapie sowie Krisenarbeit für Suchtgefährdete, Suchtkranke und deren Angehörige angeboten. An die Suchtberatungsstellen können sich Menschen mit Alkoholproblemen und Problemen mit illegalen Drogen wenden. Das Ziel der Beratung ist die Lebensqualität zu verbessern sowie substanzbedingte gesundheitliche oder soziale Folgeschäden zu verhindern bzw. zu reduzieren.

Die Beratungsgespräche erfolgen vertraulich und sind ohne Krankenschein und anonym möglich. Dienstgeber bekommen daher keine Auskunft über die Inhalte der Beratungsgespräche, können aber vereinbaren, dass die Einhaltung von Terminen bestätigt wird. Außerdem stehen die Beratungsstellen auch für betriebliche Funktionsträger (Vorgesetzte, Betriebsräte) als Ansprechpartner zum Umgang mit suchtgefährdeten Mitarbeiter/innen zur Verfügung.

Therapieeinrichtungen

Es gibt verschiedene Sucht-Therapieeinrichtungen in Oberösterreich. Auch Einrichtungen in anderen Bundesländern können in Anspruch genommen werden, wenn der jeweilige Sozialversicherungsträger die Kosten übernimmt. 

An der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin des Kepler Universitätsklinikums in  Linz werden Menschen mit Alkohol- und Medikamenten-, sowie Drogenabhängigkeit betreut. Es stehen sowohl stationäre (Bad Hall) als auch ambulante (Linz) Behandlungsoptionen zur Verfügung.
Verhaltenssüchte wie die Glücksspiel-, Internet- und Kaufsucht werden im Rahmen der Ambulanz für Spielsucht der pro mente OÖ (Standort Neuromed Campus Linz) betreut. Die Therapiestation Erlenhof der pro mente OÖ in Prambachkirchen ist eine Langzeiteinrichtung für Menschen, für die der Gebrauch von bewusstseins- und stimmungsverändernden Mitteln zu einem Problem geworden ist und die Abstinenz anstreben.

Eine längere Suchtbehandlung wird in der Regel im Rahmen von Krankenstand in Anspruch genommen. Die Heilungschancen werden durch die Aussicht, danach an den alten Arbeitsplatz zurückkehren zu können, deutlich verbessert.

Wie läuft eine Suchttherapie konkret ab?

Am Beispiel Alkohol wird deutlich, dass langfristige Abstinenz am ehesten dann erreicht wird, wenn alle 3 Säulen der Therapie durchlaufen werden. Der bloße körperliche Entzug ist zu wenig. Natürlich hängt der Verlauf einer Suchttherapie stark davon ab, welche Konsumerfahrungen und welche Ressourcen eine Person mitbringt.


Was gilt es als Betrieb zu beachten, wenn Mitarbeitende Beratungs- und Therapieeinrichtungen in Anspruch nehmen?

  • Vermitteln Sie, dass der Suchtpräventions-Stufenplan ein Hilfsinstrument ist. Beratung und Therapie bieten die Chance, während einem aufrechten Dienstverhältnis mit Fachleuten zu klären, inwieweit eine Suchtgefährdung vorliegt und ob es Handlungsbedarf gibt. So kann Arbeitsplatzverlust verhindert werden.
  • Machen Sie die Bestätigung von Beratungsterminen zu einem Teil der Vereinbarungen mit Ihrem/r Mitarbeiter/in.
  • Lassen Sie sich als Führungskraft durch Expert/innen von Alkohol- oder Suchtberatungsstellen coachen.
  • Halten Sie als Dienstgeber mit dem/r Mitarbeiter/in während einer stationären Therapie Kontakt – je nach Wunsch kann das durch Führungskräfte, durch Belegschaftsvertreter/innen oder Kolleg/innen erfolgen.
  • Besprechen Sie vor der Rückkehr mit Ihrem/r Mitarbeiter/in, welche Informationen die  Kolleg/innen erhalten sollen, welches Anstellungsausmaß und welche Tätigkeit erwünscht und möglich ist.
  • Vereinbaren Sie für die erste Zeit regelmäßige Rückmeldegespräche mit dem/r Mitarbeiter/in.
  • Vereinbaren Sie mit Ihrem/r Mitarbeiter/in, Nachbetreuungsangebote in Anspruch zu nehmen und fordern Sie dafür Bestätigungen ein. Dies ist ein wesentlicher Schritt, um den Therapieerfolg langfristig abzusichern.
  • Denken Sie an die Möglichkeit von Rückfällen (vgl. Newsletterbeitrag Oktober 2018)
  • Würdigen Sie die Anstrengung, die es bedeutet, jahrelang gewohnte Konsummuster zu ändern und schenken Sie Ihrem/r Mitarbeiter/in so weit wie möglich Ihr Vertrauen.

 

Weiterführende Informationen:


Auflistung von Hilfsangeboten in OÖ auf praevention.at

Kepler Universäts-Klinikum Suchtmedizin

pro mente OÖ - Beratungs- und Therapieeinrichtungen

www.kontrolliertes-trinken.de: Kontrolliertes Trinken, ein kontrovers diskutierter Ansatz, der für manche Personengruppen sinnvoll sein kann.