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QUELLE: http://www.praevention.at

10.12.2018

Cannabis in Colorado: Mehr Jugendliche in Notfallambulanzen

Die University of Colorado hat eine wissenschaftliche Untersuchung veröffentlicht, die den Einfluss der Cannabis-Legalisierung auf medizinische Notfälle bei Jugendlichen analysiert hat. Dabei wurden rund 4200 Behandlungen von 13- bis 21-Jährigen untersucht, die zwischen den Jahren 2005 und 2015 eine Notfallambulanz im US-Bundesstaat Colorado aufgesucht haben und dabei eine Cannabis-assoziierte Diagnose erhalten haben bzw. Cannabis-positive Urinproben abgegeben haben.

Dr. Kerstin Plaschke vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat kürzlich die wichtigsten Ergebnisse daraus zusammengefasst: Das mittlere Alter der Patienten lag demnach bei 16,2 Jahren, die Entlassungsdiagnosen waren neben Cannabismissbrauch (62%) unspezifische emotionale Probleme (20%), Alkoholmissbrauch (15%) und Depression (14%). Insgesamt erhielten 71% der jungen Menschen, die sich notfallmäßig in Zusammenhang mit Cannabis behandeln ließen, eine zusätzliche psychiatrische Diagnose. 51% der Jugendlichen konnten nach der Vorstellung nach Hause entlassen werden.

In Summe ist laut der Untersuchung die Anzahl der mit Cannabiskonsum in Verbindung gebrachten Behandlungen in den Notfallambulanzen zwischen 2005 und 2015 von 161 auf 777 gestiegen. Einen merklichen Anstieg gab es nach dem Jahr 2009, in dem auf Bundesebene liberalere Neuregelungen umgesetzt wurden. Seit 2014 ist in Colorado – wie auch in neun anderen Staaten (inkl. Washington D.C.)- der Konsum von Cannabis als Genussmittel für Erwachsene (ab 21 Jahren) in privater Umgebung erlaubt. Der medizinische Gebrauch von Cannabis ist in Colorado und in 28 weiteren US-Bundesstaaten bereits seit dem Jahr 2000 legal.

Die Studienautoren betonen in ihrer Analyse, dass die erhobenen Diagnosedaten keine Rückschlüsse auf die Auswirkungen der Legalisierung in Zusammenhang mit der Entwicklung des Cannabiskonsums von Jugendlichen zulassen. Erklärtes Ziel der Studie war die Evaluierung der Auswirkungen der Legalisierung auf die Entwicklung der Fallzahlen in den Notfallambulanzen. Laut Dr. Plaschke vom DZSKJ würde der zeitliche Zusammenhang mit der Einführung der liberaleren Bestimmungen jedoch für eine Konsumerhöhung sprechen, wobei man alternativ auch eine geringere Hürde zum Aufsuchen medizinischer Hilfen in Krisensituationen annehmen könnte.

Einig sind sich die Wissenschaftler in Bezug auf die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen, da Jugendliche aufgrund ihrer nicht abgeschlossenen, entwicklungsbedingten (Hirn-)Reifungsprozesse besonders gefährdet sind, gesundheitliche bzw. psychosoziale Folgeschäden durch Cannabiskonsum zu erleiden.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

DKSZJ-News: https://www.uke.de/extern/dzskj/Newsletter_Oktober_2018.pdf

Journal of Adolescent Health: Impact of Marijuana Legalization in Colorado on Adolescent Emergency and Urgent Care Visits

 

Foto: Pixabay.com lizenziert unter CC0 Public Domain