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QUELLE: http://www.praevention.at

24.06.2022

EU Drogenbericht: Cannabismarkt als Herausforderung

Mitte Juni wurde der aktuelle Jahresbericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) veröffentlicht. Der Bericht beruht auf einer Analyse europäischer und nationaler Daten (EU-Mitgliedsstaaten, Türkei, Norwegen) zu illegalen Drogen. Cannabis ist demnach in Europa weiterhin die mit Abstand meist konsumierteste illegale Droge. Im Berichtszeitraum gaben Rund 78 Millionen Menschen (15 bis 64 Jahre) in Europa an, zumindest einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert zu haben. Das entspricht 27,3 Prozent. Mit großem Abstand folgen Kokain (14,4 Mio. Menschen, 5 %), MDMA (Ecstasy, 10,6 Mio., 3,7%) und Amphetamine (8,9 Mio., 3,1%). Bei den innerhalb des vergangenen Jahres konsumierten Substanzen (Jahresprävalenz) sieht es von der Verteilung her ähnlich aus. Auch hier wurde vorwiegend Cannabis konsumiert (22,2 Mio, 7,7 %), und dies vor allem von jungen Erwachsenen (15- bis 34-Jährigen, 15,8 Mio., 15,5 %).

Laut EBDD stellen v.a. die Entwicklungen im Cannabissektor die Länder vor neue Herausforderungen, wenn es darum geht,wie sie auf die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Europa reagieren. Cannabisprodukte werden immer vielfältiger, darunter Extrakte und Edibles (essbare Produkte) mit hohem THC-Gehalt und CBD-Produkte (mit niedrigem THC-Gehalt). Auch das Umfeld der europäischen Cannabispolitik verändert sich und der Fokus der politischen Maßnahmen wird schrittweise ausgeweitet. Neben der Kontrolle von illegalem Cannabis umfassen die politischen Maßnahmen nun auch die Regulierung von Cannabis für medizinische und andere Zwecke (z. B. Zutaten in Lebensmitteln und Kosmetika). Der Aussendung zufolge lag im Jahr 2020 der durchschnittliche THC-Gehalt von Cannabisharz bei 21 % und damit fast doppelt so hoch wie der von Cannabiskraut (11 %); Damit hat sich laut EBDD der Trend der letzten Jahre, in denen Cannabiskraut in der Regel einen höheren Wirkstoffgehalt aufwies, umgekehrt. Dies spiegelt Marktinnovationen wider, da die Harzhersteller, in der Regel aus Ländern außerhalb der EU, offenbar auf die Konkurrenz durch in Europa hergestelltes Cannabiskraut reagiert haben. In dem Bericht wird auch die Sorge geäußert, dass illegale Cannabisprodukte mit synthetischen Cannabinoiden gepanscht werden, die hochpotent und giftig sein können. Konsumierende, die glauben, natürliche Cannabisprodukte gekauft zu haben, wissen möglicherweise nicht, dass ein Produkt synthetische Cannabinoide enthält und dass sie größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind.

In den Bereichen Kokain und Amphetaminen berichtet die EBDD von einem „nach wie vor hohen Verfügbarkeit“ in Europa. Der aktuelle Bericht beschäftigt sich auch mit der Frage, ob die Drogenmärkte im Darknet zurückgehen. Laut EBDD scheinen die Aktivitäten auf diesen Märkten von einer Reihe von Faktoren beeinflusst worden zu sein (z. B. Strafverfolgungsmaßnahmen, Lieferprobleme, Betrug). Dies könnte der Grund sein, warum Ende 2021 die geschätzten Einnahmen drastisch auf knapp unter 30 000 Euro pro Tag zurückggingen (gegenüber 1 Mio. EUR pro Tag im Jahr 2020). Soziale Medien und Sofortnachrichten-Apps scheinen – so die EBDD - als sicherere und bequemere Bezugsquelle bevorzugt zu werden.

Zudem wird im Bericht betont, dass die Behandlungsangebote und die Maßnahmen zur Schadensminimierung für injizierende Drogenkonsumierende in Europa ausgebaut werden müssen. Im Jahr 2020 wurden in der EU schätzungsweise 5 800 Todesfälle durch Überdosierung illegaler Drogen verzeichnet, die meisten in Zusammenhang mit Opioiden.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

EBDD-Bericht als Download (in Deutsch): European Drug Report 2022

Pressemitteilung: Europäischer Drogenbericht 2022