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QUELLE: http://www.praevention.at

04.05.2023

Dialogwoche Alkohol in Oberösterreich: Wie viel ist zu viel?

LH-Stv. Christine Haberlander mit Dr. Rainer Schmidbauer, Mst. Michael Pecherstorfer und Prim. Dr. Kurosch Yazdi-Zorn (v.l.); Foto: Denise Stinglmayr, Land OÖ

Die „Österreichische Dialogwoche Alkohol“ findet vom 8. bis 14. Mai 2023 zum vierten Mal statt und lädt zu offenen Gesprächen und sachlicher Information über Alkoholkonsum ein. Ziel ist es, problematische Konsummuster aufzuzeigen, Wissenslücken zu schließen und einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu fördern. Anlässlich der 4. Dialogwoche fand am 3. Mai 2023 in Linz eine Pressekonferenz in Linz statt.

Am Podium waren Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander, Prim. Dr. Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Kepler Universitätsklinikum, Mst. Michael Pecherstorfer, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses und Mag.Dr. Rainer Schmidbauer, Leiter des Instituts Suchtprävention von pro mente OÖ, der im Rahmen der Pressekonferenz auch aktuelle Zahlen zum Alkoholkonsum in Oberösterreich präsentierte.

In der Dialogwoche finden in ganz Österreich zahlreiche Veranstaltungen statt, die kostenlos und offen für alle Interessierten sind. Dazu gehören Informations- und Beratungsangebote für verschiedene Zielgruppen wie Gesundheits- und Sozialbereich, Jugendarbeit, Schule, Betriebe, Eltern, Jugendliche, Betroffene und Angehörige. Ein detaillierter Veranstaltungsüberblick ist auf der Website der Initiative unter www.dialogwoche-alkohol.at einsehbar.

 

In Oberösterreich finden u.a. folgende Aktivitäten statt:

 

     

    „Gesundheit ist unser wichtigstes Gut. Deshalb ist Gesundheitsversorgung auch unsere wichtigste Aufgabe“, betont Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander. „Alkohol ist neben Nikotin die Substanz mit der größten Krankheitslast. In Oberösterreich gibt es schätzungsweise 60.000 alkoholkranke Menschen und weitere 120.000 Personen, die Alkohol in einem problematischen Ausmaß konsumieren. Es ist entscheidend, dass wir das Bewusstsein für die Risiken schärfen und einen offenen Dialog über Alkoholkonsum und -abhängigkeit führen.“

    „Das Thema Alkohol ist in unserer Gesellschaft allumfassend. Egal ob im Wirtshaus oder zu Hause, eine Flasche Bier oder auch ein Glas Wein sind oftmals ein rascher Begleiter beim Gespräch. Aber ab wann ist der Konsum zu viel und bedenklich? Und wann ist ein Handeln dagegen ‚rechtzeitig‘, denn es geht dabei nicht nur um die einzelnen Betroffenen selbst, sondern um gesamte Familien und ihr Umfeld.“, so Haberlander weiter. „Die Österreichische Dialogwoche Alkohol trägt dazu bei, das Tabuthema Alkoholsucht zu entmystifizieren und den offenen Austausch über Alkoholkonsum zu fördern.“

    Auch für Prim. Dr. Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin am Kepler Universitätsklinikum transportiert die Dialogwoche wichtige Botschaften für einen maßvollen Umgang mit dem Genussmittel Alkohol, das den Genuss und die eigene Gesundheit und Lebensqualität auch rasch zerstören kann: „Für Menschen, die unter psychischen Belastungen und Problemen leiden, stellte die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Die aktuellen Zahlen zeigen hier einen Zusammenhang zwischen einem schlechten psychischen Gesundheitszustand und einem erhöhten Alkoholkonsum. Die Daten zeigen jedoch auch, dass etwa jede 10. Person (9,6 %) in den letzten 12 Monaten einen ernsthaften Versuch unternommen hat, den eigenen Alkoholkonsum zu reduzieren. Hier gilt es anzusetzen, und die Menschen dabei zu unterstützen und zu bestärken, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen…“

    Dr. Rainer Schmidbauer, Leiter des Instituts Suchtprävention, pro mente OÖ: „Rund jede dritte Person in unserem Bundesland konsumiert mehrmals pro Woche Alkohol. Ein nicht unerheblicher Teil konsumiert Alkohol in einem Ausmaß, dass nicht mehr als „risikoarm“ gilt. Daher soll uns die Dialogwoche Alkohol dazu anregen, über dieses Thema offen zu sprechen und den eigenen Umgang mit Alkohol ehrlich und selbstkritisch zu fragen: Wie viel ist viel? Wie viel ist zu viel? Halte ich mich an die empfohlenen Grenzmengen? Achte ich auf Punktnüchternheit (situationsbedingter Verzicht von Alkohol zum Beispiel im Arbeitsumfeld, im Straßenverkehr, etc.)? Kann ich auch ein „Nein“ akzeptieren, wenn jemand bei einem Anlass keinen Alkohol trinken möchte? Bin ich mir als Erwachsener meiner Vorbildwirkung für Jugendliche bewusst? Setze ich Alkohol als „Problemlöser“ ein?“

    In Oberösterreich gibt es eine breite Palette unterschiedlicher Präventions-, Beratungs- und Behandlungsangebote. In der Suchtprävention sind hier sowohl substanzunspezifische Lebenskompetenzprogramme als auch alkoholspezifische Workshops, Seminare, Vorträge, Unterrichtseinheiten usw. enthalten. Wichtige Bestandteile der alkoholspezifischen Präventionsangebote des Instituts Suchtprävention in Oberösterreich, wie zum Beispiel der „Workshop Alkohol“, der in der Sekundarstufe 2 sowie in Berufsschulen angeboten wird, werden auch in Kooperation bzw. unter finanzieller Mithilfe der Österreichischen Gesundheitskasse umgesetzt. Für den Vorsitzenden des ÖGK-Landesstellenausschusses, Michael Pecherstorfer, ist daher das Thema Prävention ebenfalls von großer Bedeutung und er betont die sinnvolle und erfolgreiche Kooperation auf diesem Gebiet: „Als ÖGK wollen wir die Substanz Alkohol nicht dämonisieren, weil die Frage eine andere ist: Wie schaffen wir Menschen einen gesunden Umgang damit? Die Dialogwoche Alkohol rückt diese Schlüsselfrage in den Vordergrund. Das ist auch für unsere Betriebe in Oberösterreich von essentieller Bedeutung: Verantwortungsbewusstes Handeln schließt den Konsum von Alkohol am Arbeitsplatz aus. Das beginnt bei der Bewusstseinsbildung für eine vorhandene Suchtproblematik: Denn die Gefahr einer Eigen- und Fremdgefährdung in alkoholisiertem Zustand – ob beim Betrieb von Maschinen oder im Straßenverkehr – ist viel zu groß. Darum unterstützen wir als ÖGK diese Aktion. In Oberösterreich danke ich besonders dem Institut Suchtprävention und dem Land Oberösterreich für den herausragenden und profunden Einsatz. Ein gesunder Umgang mit Alkohol gelingt nicht durch Verbote, sondern braucht eine offene und ehrliche Diskussion.“

     

    Die Österreichische Dialogwoche Alkohol ist eine Initiative der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugung in Kooperation mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger, dem Fonds Gesundes Österreich / Gesundheit Österreich GmbH und wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gefördert. In Oberösterreich wird die Dialogwoche vom Institut Suchtprävention, pro mente OÖ in Kooperation mit dem Land OÖ und der ÖGK koordiniert.