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QUELLE: http://www.praevention.at

11.06.2019

Europäischer Drogenbericht 2019: Cannabis bleibt klare Nummer 1

Am 6. Juni 2019 wurde in Lissabon der aktuelle Jahresbericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EBDD) veröffentlicht. Der Bericht beruht auf einer Analyse europäischer und nationaler Daten zu illegalen Drogen. In Österreich erstellt die Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag der EBDD und des Gesundheitsministeriums alljährlich einen Bericht zur Drogensituation in Österreich.

Der EBDD-Bericht umfasst ausschließlich Zahlen und Daten zum Thema illegale Drogen. Demnach ist Cannabis in Europa weiterhin die mit Abstand meist konsumierteste illegale Droge  (55,4 Millionen Männer und 36,1 Millionen Frauen), während die Lebenszeitprävalenzen (mindestens einmal im Leben konsumiert) für Kokain (12,4 Millionen Männer und 5,7 Millionen Frauen), MDMA (9,3 Millionen Männer und 4,6 Millionen Frauen) und Amphetamine (8,3 Millionen Männer und 4,1 Millionen Frauen) deutlich niedriger sind. Die Angaben zur Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums sind laut EBDD-Bericht von Land zu Land sehr unterschiedlich und reichen von etwa 4 % der Erwachsenen in Malta bis hin zu 45 % in Frankreich.

Der Drogenkonsum der letzten zwölf Monate wird als Messwert für den aktuellen Drogenkonsum unter jungen Erwachsenen herangezogen. Laut EBDD-Bericht haben schätzungsweise 19,1 Millionen junge Erwachsene (zwischen 15 und 34 Jahren) in den letzten zwölf Monaten Drogen konsumiert (16 %), wobei rund doppelt so viele Männer (20 %) wie Frauen (11°%) dies berichten. 17,5 Millionen junge Europäer haben in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert (EU-28). Die Schätzung bezieht sich auf das Erhebungsjahr 2017. In den meisten Ländern zeigen jüngste Umfrageergebnisse unter jungen Erwachsenen entweder einen stabilen oder einen steigenden Cannabiskonsum im letzten Jahr. Nur in wenigen Ländern liegt ausreichendes Datenmaterial aus Erhebungen vor, um eine statistische Analyse langfristiger Trends beim Cannabiskonsum der letzten zwölf Monate unter jungen Erwachsenen (zwischen 15 und 34 Jahren) durchzuführen:

Mehr Kokain und Heroin sichergestellt

Kokain ist das am häufigsten konsumierte illegale Stimulans in Europa, wobei der Konsum dieser Droge in den süd- und westeuropäischen Ländern besonders hoch ist. In den letzten Jahren ist der Kokainkonsum in Europa gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es vor allem eine deutlich höhere Anzahl an Sicherstellungen von Kokain. So wurden in der EU im Jahr 2017 über 104 000 Sicherstellungen (98 000 in 2016) gemeldet, was 104,4 Tonnen der Droge entspricht, etwa das Doppelte der 2016 sichergestellten Menge (70,9 Tonnen). Obwohl der Kokainverkaufspreis stabil geblieben ist, erreichte die Reinheit der Droge 2017 im Straßenverkauf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Dem Bericht zufolge gibt es Belege, dass die Nutzung von sozialen Medien, Darknet-Marktplätzen und Verschlüsselungstechniken eine zunehmende Rolle dabei spielt, kleinere Gruppen und Einzelpersonen zum Drogenhandel zu motivieren. Etwa 2,6 Millionen junge Erwachsene (15- bis 34-Jährige) haben diese Droge im letzten Jahr konsumiert (Schätzung für 2017). Die berichtete Anzahl der „neuen“ Klienten, die zum ersten Mal eine Behandlung aufgrund kokainbedingter Probleme benötigten, stieg zwischen 2014 und 2017 um 37 %. Dies weist darauf hin, dass der Behandlungsbedarf wächst. Kokain war auch die am häufigsten genannte illegale Droge im Zusammenhang mit drogenbedingten Notfällen in Krankenhäusern, über die im Jahr 2017 von einem Netzwerk aus 26 beobachteten Krankenhäusern in 18 europäischen Ländern berichtet wurde (Euro-DEN Plus) (Abbildung 3.8)

Heroin ist noch immer das häufigste illegale Opioid auf dem Drogenmarkt in Europa. Die Menge des in der EU sichergestellten Heroins erhöhte sich im Jahr 2017 um mehr als eine Tonne auf 5,4 Tonnen, mit zusätzlichen, von der Türkei sichergestellten 17,4 Tonnen (die teilweise für den EU-Markt bestimmt waren). Die Heroinreinheit bleibt hoch und der Verkaufspreis relativ niedrig.

Die Herstellung synthetischer Drogen in Europa scheint laut dem Bericht „zu wachsen, zu diversifizieren und innovativer zu werden“. Im Jahr 2017 wurden in der EU 21 MDMA-Labore (Ecstasy) ausgehoben, im Vergleich zu 11 Laboren im Jahr 2016, alle in den Niederlanden entdeckt. Die Reinheit von Methamphetamin und Amphetamin ist höher als vor einem Jahrzehnt. Im Jahr 2017 sind in der EU insgesamt 0,7 Tonnen Methamphetamin und 6,4 Tonnen Amphetamin sichergestellt worden. Die Herstellung von Methamphetamin, dessen Konsum insgesamt niedrig ist, konzentriert sich auf Tschechien und die Grenzregionenen der benachbarten Länder, wobei auch in den Niederlanden Produktion stattfindet.

 

Quellen und weiterführende Informationen: