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QUELLE: http://www.praevention.at

13.11.2015

Aufwärtstrend bei psychischen Erkrankungen hält an

Der jährlich im Auftrag des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, der Bundesarbeitskammer und der Wirtschaftskammer Österreich vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erstellte „Fehlzeitenreport“ untersucht krankheitsbedingte Fehlzeiten, deren Ursachen und Arbeitsunfälle. Die positven Aspekte zuerst: Im Jahr 2014 kam es laut dem jüngsten Bericht (November 2015) in Österreich zu einem Rückgang der gesundheitsbedingten Fehlzeiten. So waren die unselbständig Beschäftigten im Jahresverlauf durchschnittlich 12,3 Tage im Krankenstand, um fast 5% weniger als 2013 (13,0 Tage). Dieser Wert entspricht einer Krankenstandsquote, d. h. einem Verlust an Jahresarbeitstagen, von 3,4% (2013 3,5%). Die Differenz zwischen 2013 und 2014 gehe laut Bericht zu einem guten Teil auf eine geringere Zahl an Atemwegerkrankungen zurück und kann somit maßgeblich durch das Ausbleiben einer starken Grippewelle im vergangenen Kalenderjahr erklärt werden. Zudem sind auch die Arbeitsunfälle weiter im Sinken – 2014 erreichte die Unfallquote (inkl. Wegunfälle) mit 3,3% den tiefsten Stand seit Beginn der Beobachtung 1974.


Einen klaren Aufwärtstrend gibt es jedoch weiterhin für die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen, die zu den restlichen Krankheitsgruppen deutlich zunehmen. Dieser starke Aufwärtstrend dürfte aber zumindest teilweise auf eine Veränderung des Bewusstseins für und der diagnostischen Erfassung von psychisch bedingten Gesundheitsproblemen zurückgehen. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich die Zahl der Krankenstandstage infolge psychischer Erkrankungen fast verdreifacht, auch in anderen Ländern, beispielsweise in Deutschland, sei laut den Studienautoren eine ähnliche Entwicklung beobachtbar.

 

Die tatsächliche Bedeutung von psychischen Problemen für das Krankenstandsgeschehen sei laut dem Fehlzeitenreport jedoch von den Zahlen nicht unmittelbar abzulesen. Einerseits müsse man davon auszugehen, dass sich im Zeitverlauf die Bereitschaft der Ärzte, gesundheitliche Probleme dem psychischen Bereich zuzuschreiben, tendenziell erhöht hat. Andererseits werden vermutlich nach wie vor zahlreiche Krankenstände, die mitunter auch eine psychische Ursache haben, aufgrund ihrer Symptomatik bei der Diagnoseerfassung anderen Krankheitsgruppen zugeschrieben. So können beispielsweise Allergien, Magenschmerzen, Kreislaufprobleme usw. eine Folge von Stress und psychischen Belastungen sein, ohne dass die daraus resultierenden Krankenstände Problemen der Psyche zugeschrieben werden. Die große Bedeutung von psychischen Belastungen und Erkrankungen für die Arbeitswelt kann durch andere Quellen bestätigt werden. Umfragen haben wiederholt gezeigt, dass Depressionen, Stress und Angstkrankheiten zu den gesundheitlichen Problemen zählen, die am häufigsten von Beschäftigten im Zusammenhang mit ihrer Erwerbstätigkeit erwähnt werden. Zudem kommen die Folgen von psychischen Problemen mit besonderer Stärke im langfristigen Horizont zum Tragen. So sind psychische Erkrankungen die häufigste Ursache von Neuzugängen in die Invaliditäts- bzw. Berufsunfähigkeitspension.

Quelle und weiterführende Informationen:

Mitteilung des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger

Fehlzeitenreport-Downloadseite des Hauptverbandes

 

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