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29.09.2020

Drogenmonitoring 2019: Ergebnisbericht veröffentlicht

Seit dem Jahr 2000 führt das Institut Suchtprävention im Rahmen des „Drogenmonitoring Oberösterreich“ periodisch alle 3 bis 5 Jahre eine oberösterreichweite repräsentative Bevölkerungsbefragung durch, bei der die oberösterreichische Bevölkerung über Wissen, Einstellungen und Verhalten rund um legale und illegale Drogen bzw. Sucht befragt wird. Das Drogenmonitoring dient u.a. der systematischen Erfassung der Konsumtrends in Oberösterreich. Für die aktuelle Studie wurden rund 1500 Personen ab 15 Jahren zwischen Dezember 2018 und Jänner 2019 befragt. Zusätzlich zu den Ergebnissen der Bevölkerungsbefragung enthält der aktuelle Endbericht zum OÖ Drogenmonitoring ein Expertenpanel mit zehn persönlich geführten Interviews sowie einer Online-Befragung, an der sich 139 Expertinnen und Experten beteiligten. Zudem enthalten sind die drogenbedingten Diagnosedaten der OÖ Landeskrankenhäuser, Behandlungsdaten der Substitutionstherapie sowie oberösterrreich-spezifische Auswertungen der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz und Daten aus den Drogenberatungsstellen. Last but not least wurden auch die Daten der WHO-Schüler/innen-Befragung HBSC („Health Behavior Schoolaged Children“) in der Auswertung berücksichtigt. Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Endberichts zum Drogenmonitoring 2019 widmet sich dem Thema Cannabis. Einige Teilergebnisse zum Drogenmonitoring 2019 wurden bereits im Vorjahr veröffentlicht, darunter aktuelle Zahlen aus den Bereich Alkohol und Tabak.

 

Der Endbericht zum Drogenmonitoring 2019 steht ab sofort unter praevention.at zum Download zur Verfügung:

Drogenmonitoring 2019

 

Hier einige der zentralen Aussagen und Ergebnisse des Berichts:

 

Alkohol: Jugendliche trinken weniger Alkohol

Seit den 1970er-Jahren gibt es in ganz Österreich eine rückläufige Tendenz beim Alkoholkonsum. In den vergangenen Jahren hat sich dieser Rückgang aber sehr abgeflacht, das heißt, dass sich in diesem Bereich nur geringe Veränderungen zeigen. Trotz des tendenziell weniger werdenden Konsums trinken immerhin 56,3 Prozent der Befragten mindestens einmal pro Woche Alkohol. Positiv: Beim täglichen Alkoholkonsum (2,83 %) ist eine leichte Abnahme festzustellen (im Langzeitvergleich zu 2006: 3,8 %). Große Unterschiede gibt es beim Trinkverhalten zwischen Männern und Frauen. Obwohl es in den vergangenen Jahren eine Annäherung gegeben hat, konsumieren nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen alkoholische Getränke. So trinken fast drei Viertel der oberösterreichischen Männer (72,14 %) mindestens einmal pro Woche Alkohol, während dies bei den Frauen lediglich 40,76 % tun. Noch deutlicher sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den höheren Trinkfrequenzen (2- bis 7-mal pro Woche). Die Trinkfrequenz der 15- bis 24-Jährigen hat sich in den vergangenen 10 Jahren deutlich reduziert. Gaben im Jahr 2006 in dieser Befragungsgruppe noch knapp 16 Prozent an, an 4 Tagen pro Woche oder öfter Alkohol zu trinken, waren es in der aktuellen Befragung nur mehr 5,6 Prozent. Dieser Trend macht sich auch bei den Frequenzen "1 bis 3 Tage" bemerkbar, wo es ein Minus von fast 12 % gibt. Im Gegenzug dazu verzichten immer mehr Jugendliche auf Alkohol.

Problematisches Trinken und Alkoholabhängigkeit - deutlich mehr Männer als Frauen betroffen

In Österreich gelten ca. 5 Prozent der Bevölkerung als alkoholabhängig. Das entspricht etwa 370.000 Personen. In Oberösterreich sind das rund 60.000 Menschen. Bei der Alkoholabhängigkeit verschob sich laut den Diagnosendaten der OÖ Landeskrankenanstalten in den letzten Jahren in Oberösterreich das Verhältnis von knapp 3,5:1 auf 2,4:1 (männlich:weiblich). Diese Annäherung entspricht auch dem Bundestrend. Hinsichtlich des Alters zeigt sich, dass Behandlungen wegen Alkoholabhängigkeit bis zu den Altersgruppen der 50 bis 59-Jährigen kontinuierlich ansteigt, da der Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit in der Regel jahrelanger missbräuchlicher Alkoholkonsum vorausgeht. Die höchste Zahl der Abhängigkeitsdiagnosen ist in der Altersgruppe der 50-bis 59-Jährigen zu finden.

>>> weitere Infos dazu siehe auch praevention.at News vom 17.05.2019 und vom 20.05.2019.

 

Tabak: 71 % der Oberösterreicher/innen sind Nichtraucher

Für den Bereich Tabak zeigt sich, dass es im Laufe der vergangenen Jahre einen deutlichen Wandel hin zum Nichtrauchen gegeben hat. 71 % der Befragten gaben an, Nichtraucher zu sein. Zum Vergleich: Bei der ersten Erhebung im Jahr 2000 waren es noch 43 %. Der Anteil der täglichen Raucher/innen beträgt aktuell 17 %, bei der letzten Erhebung 2015 waren es noch 23 %, jener der Gelegenheitsraucher/innen liegt bei 12 % (2015: 9%).

Jugendliche rauchen deutlich weniger
Sehr erfreulich präsentieren sich die Konsumzahlen bei den 15- bis 19-Jährigen. Hier konnte im Vergleich zur letzten Erhebung ein deutlicher Rückgang bei den täglichen Raucher/innen verzeichnet werden. Gaben beim Drogenmonitoring OÖ 2015 noch 33 % der Jugendlichen an, täglich zu rauchen, sind es jetzt nur mehr 13 %. Damit wurde eines der OÖ Gesundheitsziele für das Jahr 2020 im Bereich der Suchtprävention erfüllt: „Bis 2020 wird der Anteil der oberösterreichischen 15- bis 19-Jährigen, die täglich rauchen, von derzeit rund 35 Prozent auf höchstens 20 Prozent gesenkt.“ (OÖ Gesundheitsziel im Bereich „Suchtprävention verstärken“) Dies wirkt sich auch auf die Zahl der Nichtraucher/innen unter den Jugendlichen in Oberösterreich aus. Hier ist der Anteil von 50% auf 67 % gestiegen.

>>> weitere Infos dazu siehe auch praevention.at News vom 15.03.2019.

 

Illegale Drogen:

Rund 35 %der Befragten (15-bis 59-Jährige) haben mindestens einmal in ihrem Leben Erfahrung mit illegalen Drogen gemacht, wobei der Hauptteil (ca. 31 %) der Substanz Cannabis zugeordnet werden kann. Die weiteren Substanzen, die die Befragten bereits einmal konsumiert zu haben angeben, sind Ecstasy bzw. Kokain mit 5,1 %. Verhältnismäßig oft genannt wurden auch missbräuchlich verwendete Medikamente: sedative Medikamente (Benzodiazepine) bei 6,1 % und opioide Schmerzmittel bei 4,4 Prozent.

 

Themenschwerpunkt Cannabis:

Aktuell gibt knapp jeder dritte Befragte (31,2 %) an, zumindest einmal in seinem Leben Cannabis konsumiert zu haben. Vor allem in jüngeren Altersgruppen (15 bis 24 Jahre) zeigt sich derzeit wieder ein ansteigender Trend. Laut aktueller „Drogenmonitoring OÖ“-Befragung gaben 42,3 Prozent dieser Altersgruppe an, zumindest einmal in ihrem Leben Cannabis probiert zu haben (Lebenszeitprävalenz). Dieser Wert ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren (zwischen 34 % und 36 %) merklich angestiegen.

Betrachtet man die Angaben zur Jahres- bzw. Monatsprävalenz zeigen sich ebenfalls Anstiege, die wieder das Niveau der 2000er-Jahre erreichen bzw. überschreiten. So gaben in der Altersgruppe 15 bis 64 Jahre 10,4 % an, im letzten Jahr Cannabis konsumiert zu haben. 2006 waren es 9,2 % (2015: 6,2%). Bei der jüngeren Altersgruppe (15-24 Jahre) liegt diese Zahl erfahrungsgemäß (Stichwort Probierkonsum) höher, aktuell bei 23,2 % (2006: 19,9%, 2015: 12,9%). Ähnlich stellt sich der Trend bei den Monatsprävalenzen dar. 5,4 % der 15- bis 64-Jährigen und 11,3 % der 15- bis 24-Jährigen hat Cannabis innerhalb des letzten Monats konsumiert, wobei sich hier die Zahlen immer noch unter dem Niveau der Nullerjahre (6,1 % bzw. 13,9 %) bewegen.

Warum es derzeit wieder einen - auch international beobachtbaren - Trend in Richtung steigendem Cannabiskonsum gibt, dürfte mehreren Faktoren geschuldet sein, u.a. haben in den vergangenen Jahren die in der Öffentlichkeit stark sichtbaren CBD-Produkte (THC-Gehalt unter 0,3 %) an Bedeutung gewonnen. Diese Produkte haben aufgrund ihres niedrigen THC-Gehalts keine Rauschwirkung. Inwieweit dieser Konsum von CBD-Produkten (in Bezug auf die Beantwortung der Frage, jemals im Leben Cannabis konsumiert zu haben) zur Steigerung der Konsumraten von Cannabis beigetragen hat, lässt sich jedoch derzeit nicht feststellen. Zudem lässt sich laut den Befragungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine gewisse „Veralltäglichung“ des Cannabiskonsums von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Oberösterreich beobachten. So wird u.a. von dieser Gruppe von Konsumenten als Legitimierung für ihren Cannabiskonsum Bezug genommen auf europäische und internationale Legalisierungstendenzen und -diskussionen. Seit der (Teil)Legalisierung von Cannabis in mehreren Bundesstaaten der USA gibt es bereits eine Reihe von Staaten, die dem Prinzip einer Legalisierung bzw. staatlichen Regulierung folgen (Kanada, Uruguay, Luxemburg…). Das heißt, es gibt international gesehen keinen einheitlichen Umgang mit der Substanz Cannabis, sondern unterschiedliche rechtsstaatliche Modelle. Neben einer gestiegenen Verfügbarkeit ist aber auch eine höhere mediale Öffentlichkeit von Cannabis, zum Beispiel in TV-Filmen und Serien, zu beobachten. Die Personen, die Cannabis konsumieren, sind zudem nicht mehr eindeutig bestimmten Jugendkulturen oder Gruppen bzw. Bildungsniveaus oder kulturellen Milieus zuzuordnen.