Problematischer Medienkonsum
Es gibt bisher keinen generell anerkannten Begriff, um das Problem der Abhängigkeit oder des problematischen Konsums von Medien bzw. Nutzungsformen des Internets zu bezeichnen. Benutzt werden zum Beispiel "pathologischer Internetgebrauch", "Internetsucht" oder auch "Onlinesucht". Da jeder Begriff unterschiedlich interpretiert wird, gibt es auch keinen eindeutigen Konsens über Merkmale, an denen eine Verhaltensstörung im Zusammenhang mit Medienkonsum erkennbar ist. Es lassen sich aber fünf abstraktere Suchtmerkmale bestimmen, die sich in allen Arbeiten zu dieser Thematik finden lassen.
Suchtmerkmale
Einengung des Verhaltensraums
Wenn über längere Zeitspannen der größte Teil des Tageszeitbudgets zur Internetnutzung verausgabt wird (hierzu zählen auch verhaltensverwandte Aktivitäten wie beispielsweise Optimierungsarbeiten am Computer).
Kontrollverlust
Wenn die Person die Kontrolle über ihre Internetnutzung weitgehend verloren hat bzw. Versuche, das Nutzungsausmaß zu reduzieren oder die Nutzung zu unterbrechen, erfolglos bleiben oder erst gar nicht unternommen werden (obwohl das Bewusstsein für dadurch verursachte persönliche oder soziale Probleme vorhanden ist).
Toleranzentwicklung
Wenn im zeitlichen Verlauf eine Toleranzentwicklung zu beobachten ist, d.h. die „Verhaltensdosis“ zur Erreichung der angezielten positiven Stimmungslage gesteigert werden muss.
Entzugserscheinungen
Wenn Entzugserscheinungen als Beeinträchtigungen psychischer Befindlichkeit (Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit, Gereiztheit, Aggres-sivität) und psychisches Verlangen („craving“) nach der Internetnutzung als Folge zeitweiliger, längerer Unterbrechung der Internetnutzung auftreten.
Negative soziale Konsequenzen
Wenn wegen der Internetaktivitäten negative soziale Konsequenzen in den Bereichen Arbeit und Leistung sowie soziale Beziehungen (z.B. Ärger mit Freunden oder Arbeitgeber) eingetreten sind.
In einem ähnlichen Raster empfehlen Experten folgende diagnostische Kriterien:
- Häufiges unüberwindliches Verlangen, sich ins Internet einzuloggen
- Kontrollverluste (längeres „Online-Sein“ als beabsichtigt) verbunden mit diesbezüglichen Schuldgefühlen
- Sozial störende Auffälligkeit im engsten Kreis der Bezugspersonen (Freunde, Partner, Familie)
- Nachlassen der Arbeitsfähigkeit
- Verheimlichung / Bagatellisierung der Gebrauchsgewohnheiten
- Psychische Reizbarkeit bei Hinderung am Internet-Gebrauch (kann sich in Form von Nervosität, Reizbarkeit und Depression auswirken)
- Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung
Vom Gefährdungsstadium spricht man bei Vorliegen von bis zu drei der genannten Kriterien in einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten; vom kritischen Stadium bei Vorliegen von zumindest vier der Kriterien in einem Zeitraum von bis zu sechs Monaten. Bei Vorliegen von zumindest vier oder mehr der genannten Kriterien über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten spricht man von einem chronischen Stadium. Damit einhergehen müssen auch irreversible psychosoziale Schäden wie Jobverlust, Trennung von Partner/Familie, soziale Selbstisolation, inadäquate Verschuldung durch exorbitante Telefonkosten sowie mögliche somatische Schäden im Bereich des Sehapparates bzw. des Bewegungs- und Stützapparates.
Vortrag zum Thema "Neue Medien" im Jugendalter
Peter Eberle vom Institut Suchtprävention bietet in diesem Video einen Überblick über das Thema Medienkonsum im Jugendalter und zeigt die Möglichkeiten und Methoden der Prävention problematischer Verhaltensweisen auf. Der Vortrag wurde am 17.10.2014 an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz im Rahmen des Vernetzungstreffens der "Gewalt-Schule-Medien-Multiplikatoren" (education group) vom BTV der education group aufgezeichnet.
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Informationsfolder zum Thema Onlinesucht:
Ein Informationsfolder der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugung zum Thema Onlinesucht.
Infofolder Internetsucht
Die Ambulanz für Spielsucht am Neuromed Campus in der Kepler Uniklinik in Linz bietet Beratungs- und Therapieangebote zum Thema "Internetsucht". Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Infofolder.