Der „Life Skills“-Ansatz ist weltweit eines der bewährtesten und auch eines der am besten untersuchten Präventions-Modelle, die Wirksamkeit von Lebenskompetenzprogrammen im Schulkontext wurde in vielen Studien bestätigt. Die Förderung von Lebenskompetenzen kann Problemlagen wie Suchtentwicklung oder Gewaltausübung, aber auch selbstverletzendem und suizidalen Verhalten entgegenwirken und die psychische Gesundheit verbessern, indem sie die Entwicklung kognitiver, sozialer und emotionaler Kompetenzen positiv beeinflusst. In Oberösterreich finden qualitätsgesicherte Lebenskompetenzprogramme bereits seit über zwei Jahrzehnten praktische Anwendung, mittlerweile auch in allen Schulstufen. Sämtliche Programme verfolgen einen umfassenden Ansatz, der nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch deren Eltern und Lehrkräfte einbindet.
Neben den traditionellen Lernzielen der Schule bekommt die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen einen immer wichtigeren Stellenwert. Dazu zählen beispielsweise Fertigkeiten wie der Umgang mit Gefühlen, der Aufbau eines stabilen, positiven Selbstwertgefühls, aber auch Kommunikations- und Genussfähigkeit. Die Weltgesundheitsorganisation hat im Jahr 1994 dazu zehn Kernkompetenzen formuliert, die Kinder und Jugendliche befähigen sollen, „effektiv mit altersadäquaten Herausforderungen und Aufgaben des täglichen Lebens umgehen zu können.“
Denn ein Mindestmaß an persönlichen und sozialen Ressourcen und Fähigkeiten ist nicht erst für spätere Berufsaussichten, sondern für das Lernen an sich und ein respektvolles Miteinander in der Klasse eine wichtige Voraussetzung. Damit aber die Kompetenzen mit den Herausforderungen wachsen können, brauchen die Kinder und Jugendlichen kompetente Unterstützung und Begleitung sowie ein geschütztes Übungsfeld. Beides kann und soll eine gute Schule leisten.
Qualitätsgesicherte Lebenskompetenzprogramme können unter diesem Aspekt eine wichtige Unterstützung für das gesamte „System Schule“ bieten. Denn neben den Schulungen für Lehrkräfte und den darin vermittelten Inhalten, Methoden und Materialien, die direkt als Unterrichtsmodule in unterschiedlichen Fächern eingesetzt werden können, sollen die Programme auch darüber hinaus im gesamten Schulalltag wirken und dazu beitragen, ein positives und wertschätzendes Schulklima zu erhalten bzw. zu schaffen.
In Oberösterreich kommen diese Unterrichtsprogramme in allen Schulstufen (Volksschule, Sekundarstufe 1 und 2) zum Einsatz und stehen den oberösterreichischen Schulen kostenlos zur Verfügung. Die Schulung der Lehrkräfte erfolgt durch das Institut Suchtprävention der pro mente OÖ. Sämtliche Programme verfolgen dabei einen umfassenden Ansatz, der nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch deren Eltern und Lehrkräfte einbindet.
Die praktische Umsetzung in der Schule erfolgt meist in Form eines mehrjährigen Spiralcurriculums. Das bedeutet, dass die zu fördernden Kompetenzen immer wieder, jedoch thematisch und inhaltlich angepasst, an die jeweilige Entwicklungsstufe der Kinder und Jugendlichen, aufgegriffen werden.
Lebenskompetenzprogramme führen nach Evaluationsergebnissen unter anderem zu verbesserten Lehrer-Schüler Beziehungen. Dies wiederum erhöht die Wirkung der Programme, da nach der psychologischen Interventionstheorie die Befriedigung des Bedürfnisses nach Bindung und Wohlergehen eine Voraussetzung dafür ist, dass sich persönliche und soziale Ressourcen aktualisieren und entwickeln lassen.
Die Schule bietet als Umsetzungsort für Lebenskompetenzprogramm mehrere Vorteile:
Schule spielt eine zentrale Rolle bei der Sozialisierung von Kindern und Jugendlichen.
Über die Schule können fast alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden.
In der Schule gibt es die Möglichkeit auf bereits pädagogisch ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer zurückzugreifen, wodurch der Schulungsaufwand minimiert wird und eine besonders hochwertige Umsetzung zu erwarten ist.
Über die Schule lassen sich auch die Eltern gut erreichen.
Die Schule bietet die Möglichkeit, durch relativ stabile Klassenverbände das Lebenskompetenzprogramm über mehrere Jahre in Form eines Spiralcurriculums anzubieten.
Gleichzeitig bestehen in der Schule besonders gute Voraussetzungen für Evaluierungsmöglichkeiten.
Weiterer Ausbau geplant
In Österreich zählt Oberösterreich zu den Pionieren im Bereich der schulischen Lebenskompetenzprogramme. Seit mehr als zwei Jahrzehnten, konkret seit dem Jahr 2002, wurden mit diesen Programmen in Volksschulen und in der Sekundarstufe 1 über 100.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Aufgrund der zahlreichen positiven Erfahrungen und aufgrund der hohen Nachfrage soll der Ausbau dieser Lebenskompetenzprogramme in Oberösterreich weiter erhöht werden. So kann beispielsweise das Programm „plus“ für die Sekundarstufe 1 (siehe unten) ab dem Schuljahr 2026/27 um 50 % erhöht werden.
Beitrag Bildungs-TV:
„Wir stehen in Oberösterreich für eine Überzeugung: Bildung ist die Chance für junge Menschen, sich für ihre Zukunft zu rüsten. Und die Möglichkeit für jeden Einzelnen, seine Talente zu entfalten. Schulen sind aber nicht nur Lernanstalten, sondern auch Erfahrungs- und Erkenntnisräume. Deshalb ist es uns wichtig, dass an unseren Schulen nicht nur Wissensinhalte auf dem Lehrplan stehen, sondern dass auch soziale Kompetenzen vermittelt werden. Dass dadurch auch das Selbstvertrauen und der Selbstwert von Schülerinnen und Schülern gestärkt wird, damit eine neue, starke Generation heranwächst, die auch mit Gefühlen und Konflikten umgehen kann. Denn damit wird auch ein respektvolles Miteinander gefördert. Ein großes Danke an das Institut für Suchtprävention für die Vorreiterrolle und die mittlerweile schon jahrzehntelange, sehr wertvolle Arbeit in diesem Bereich.“
„Der Lebenskompetenz-Ansatz konzentriert sich nicht nur auf einzelne Fertigkeiten, wie etwa Programme zur Stressreduktion oder Konfliktbewältigung, sondern fördert eine Vielzahl an sozialen und persönlichen Fähigkeiten. Diese stellen wichtige Schutzfaktoren dar, die vor der Ausbildung problematischer Verhaltensweisen schützen, indem sie, ähnlich einem Navigationsgerät Wege bzw. Methoden aufzeigen, die auch bei „stürmischer See“ ans Ziel führen.“
„Das Programm ‚plus‘ kommt bei den Lehrkräften überaus gut an. Die detaillierte Ausarbeitung und die zahlreichen Arbeitsblätter werden sehr geschätzt. Es gibt eine hohe Nachfrage nach dem Programm und in vielen Schulen hat sich ‚plus‘ so gut etabliert, dass von der Schulleitung jedes Jahr die Klassenvorstände der ersten Klassen zu ‚plus‘ angemeldet werden. Aus präventiver Sicht ist das sehr sinnvoll, denn nur wo ‚plus‘ wirklich fest in den Schulbetrieb verankert ist und viele Lehrkräfte das Präventionsprogramm mittragen, lässt sich nachhaltig Wirkung erzielen.“