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Auswirkungen des chronischen Alkoholkonsums

Alkoholbedingte Folgeerkrankungen

Chronischer Alkoholmissbrauch und Alkoholismus können eine Reihe von Begleit- und Folgeerkrankungen bewirken:

 

Psychiatrische Folgeerkrankungen

Nach langdauerndem chronischem Alkoholismus kann das lebensbedrohende Zustandsbild des  Alkoholdelirs  (Delirium  Tremens)  bei  jeder Veränderung  der  Trinkgewohnheiten, insbesondere bei Entzug, eintreten. Das Delir ist durch starke vegetative Störungen (Schwitzen, Zittern, Herzjagen) und durch Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen („Weiße-Mäuse-Sehen“) gekennzeichnet.

Chronische Alkoholiker/innen entwickeln oft einen krankhaften Eifersuchtswahn, eher selten treten Alkoholhalluzinosen auf, die sich hauptsächlich durch Wahrnehmungsstörungen, meist akustischer Natur („Stimmenhören“) auszeichnen. An Wesens- und Leistungsänderungen können auftreten: Störung des Altgedächtnisses und der Merkfähigkeit, Herabsetzung der Aufmerksamkeit, der Konzentration, der Urteils- und Kritikfähigkeit, gesteigerte Ermüdbarkeit, erhöhte Beeinflussbarkeit, Verlust von Interessen, Affektlabilität, Stimmungsschwankungen. Die meisten dieser Symptome sind reversibel, d. h. sie verschwinden bei Abstinenz.

 

Neurologische Folgeerkrankungen

Die im letzten Absatz beschriebenen Defizite können jedoch auch auf Grund einer zunehmenden alkoholbedingten organischen Schädigung des Gehirns (Hirnatrophie = Nervenzellenschwund) auftreten und bei fortschreitender Erkrankung in einer irreversiblen alkoholischen Demenz enden. Die häufigsten neurologischen Folgeerkrankungen bei chronischem Alkoholmissbrauch
sind die alkoholische Polyneuropathie, bei der es zu schmerzhaften Lähmungen der Beine kommt, und alkoholinduzierte epileptische Anfälle.

 

Internistische Folgeerkrankungen

Je nach Konsummenge und Dauer des Alkoholmissbrauches treten verschiedene Schädigungen der Leber auf (Fettleber, Alkoholhepatitis,
Leberzirrhose = Leberschrumpfung). Beim Abbau des Alkohols in der Leber kommt es zu einer erhöhten Insulinsekretion, die zu verstärktem Einbau von Fett ins Gewebe und zu einer Verminderung der Mobilisierung aus dem Fettgeweben führen kann. Man nimmt an, dass regelmäßiger Konsum von mehr als 160 Gramm Reinalkohol pro Tag (entspricht ca. 4 Liter Bier, 2 Liter Wein bzw. 0,5 Liter einer Spirituose mit 40 Vol.-% Alkohol) mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung einer Leberzirrhose führt. Darüber hinaus wird durch den vermehrten Abbau von Alkohol der Fettstoffwechsel beeinträchtigt, was zu Übergewicht trotz normaler Kalorienzufuhr führt und die Entstehung von Diabetes mellitus des Typs II begünstigt. Die Erhöhung des Fettgehaltes im Blut stellt einen Risikofaktor für Herzinfarkt dar. Ebenso bedingt der Alkoholabbauprozess eine verstärkte Synthese von Harnsäure, was bei chronischem Konsum zu Gicht führen kann.

 

Das Sekret der Bauchspeicheldrüse wird unter Alkoholeinfluss proteinreicher und dickflüssiger. Bei chronischem Alkoholkonsum kommt es zu einer Verlegung der Ausführungsgänge und zu wiederholten Pankreasentzündungen. Störungen des Hormonhaushaltes führen zur Beeinträchtigung der Sexualfunktion. Beim Mann kann es zu Potenzstörungen, bei der Frau zu Unregelmäßigkeiten bzw. zum Ausbleiben des Zyklus kommen. Durch ständigen Alkoholeinfluss kommt es zur Schädigung des Blut bildenden Systems, es kommt zu Herzmuskelerkrankungen, erhöhtem Blutdruck (Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall) und zu einer Schwächung des Immunsystems. Weiters werden Schädigungen (Entzündungen, Geschwüre) an den Organen des Verdauungstraktes (Mundhöhle, Speiseröhre, Magen, Darm) beobachtet. Bei einer Reihe von Krebserkrankungen (Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt, Bauchspeicheldrüse, weibliche Brust, Leber) konnte Alkohol als Co-Faktor (d.h. als ein die Entwicklung begünstigender Faktor) identifiziert werden: Alkohol ist an der Umwandlung von Prokarzinogenen in Karzinogene beteiligt.

 

Lebenserwartung

 

Man kann davon ausgehen, dass die Lebenserwartung von chronischen Alkoholiker/innen um durchschnittlich 10–28 Jahre vermindert ist. Das Selbstmordrisiko ist bei Alkoholabhängigen rund um das 13-fache höher als bei Nichtalkoholiker/innen.

Todesfälle in Zusammenhang mit Alkohol

Pro Jahr sterben in Österreich rund 100 Personen an einer Alkoholvergiftung. Diese sind als „Alkoholtote im engsten Sinne“ zu bezeichnen. Von den 80.000 Österreichern, die pro Jahr sterben, sind 10 Prozent (d.h. 8.000 Personen) Alkoholiker. Da diese durchschnittlich um 20 Jahre früher sterben, kann man auch diese als „Alkoholtote im Sinne von verstorbenen Alkoholikern“ bezeichnen. 

 

Weiterführende Literatur: Uhl & Kraus, 2006 Substanzkonsum und Sterblichkeit: Das Dilemma der Kausalität, Suchttherapie, 7,4, 162-172.