Heroin
Opiate sind Substanzen, die direkt aus der Opiumpflanze ("Schlafmohn") gewonnen werden. Heroin (in der Szenesprache auch "Sugar", "H", "Gift") wird zu den halb synthetischen Opiaten gezählt. Es wird im Chemielabor hergestellt, indem die aus Rohopium gemachte Morphinbase mit Essigsäureanhydrid gekocht wird. Die so hergestellte Substanz hat die chemische Bezeichnung "Diacetylmorphin". Sie erhielt wegen ihrer "heroischen" Wirkung den Handelsnamen Heroin. Heroin wirkt wie Morphin, nur stärker, und es gelangt schneller an die Opiatrezeptoren im Gehirn
Wirkung und Risiken
Heroin vermindert:
- Angst und Depressionen
- Hustenreiz und Atembeschwerden
- Durchfall
Heroin steigert:
- Euphorie
- Wohlbefinden und Selbstzufriedenheit
- Beruhigung
Heroin löst nach wenigen Sekunden den so genannten "Flash" aus. Danach stellt sich ein Zustand der Beruhigung ein. Die Droge stillt Schmerzen und versetzt den Konsumierenden in eine euphorische Stimmung. Sie übt aber auch eine erregende Wirkung auf das Zentralnervensystem aus: Das Selbstvertrauen nimmt zu, Ängstlichkeit und Anspannung verfliegen. Eine Heroindosis wirkt fünf bis acht Stunden nach der Einnahme nur noch halb so stark. Heroin bzw. seine Abbauprodukte können im Blut während einiger Stunden, im Urin während zwei bis drei Tagen nachgewiesen werden.
Kurzfristige Folgen
Beim Spritzen von Heroin besteht das Risiko einer Infektion. Es können HIV (Aids) und Leberinfektionen (Hepatitis) übertragen werden. Unsachgemäße oder unhygienische Injektionen können Blutvergiftungen und Abszesse verursachen. Während Infektionen beim Rauchen, Inhalieren und Sniffen selten auftreten, bestehen bei diesen Konsumformen andere Risiken, so etwa die Schädigung von Atemwegen, Lungen und Nasenschleimhäuten. Heroinkonsum birgt auch immer das Risiko von akuten Todesfällen durch Überdosis oder allergische Schocks.
Es gibt kaum mehr Drogenkonsumenteninnen und -konsumenten, die ausschließlich von Heroin abhängig sind. Beim verbreiteten Mischkonsum von illegalen Drogen (Heroin mit Kokain, Cannabis) oder legalen Drogen (alkoholische Getränke, Benzodiazepine) kann es zu schwer kalkulierbaren Wirkungen kommen.
Langfristige Folgen
Entgegen der verbreiteten Meinung bringt der dauerhafte Gebrauch von (reinem) Heroin nicht automatisch Organvergiftungen mit sich, und er hat nur geringe körperliche Folgen. Längerfristige körperliche Schädigungen können durch Verunreinigungen des Heroins entstehen. HIV-Infektionen, Hepatitis B und C und Mangelerkrankungen sind durch die Lebensumstände (schlechte Injektionshygiene, Spritzentausch, Prostitution, mangelhafte Ernährung) bedingt. Ob Heroingebrauch langfristig die Psyche schädigt, ist nicht eindeutig geklärt. Studien zeigen, dass rund 80 Prozent der Opiatabhängigen an einer oder mehreren psychischen Störungen (Phobien, Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen) leiden (Frei/Rehm 2002). Die psychischen Erkrankungen müssen aber nicht unbedingt eine Folge des Heroinkonsums sein. Sie können parallel zur Heroinabhängigkeit verlaufen oder eine Ursache für eine Suchtentwicklung sein. Die sozialen Risiken wie Beschaffungskriminalität, Beschaffungsprostitution, Kleindealerei und soziale Verwahrlosung sind weniger eine direkte Folge des Heroinkonsums als vielmehr eine Folge der Illegalität der Droge.
Prävention
Unter dem Einfluss einer pragmatischen Drogenpolitik (Viersäulenmodell: Prävention, Repression, Therapie und Schadensminderung) hat sich die Situation der Heroinkonsumierenden seit den achtziger und neunziger Jahren verbessert. Mit einer Palette an Suchtbehandlungen und niederschwelligen Anlaufstellen können heute die gesundheitlichen und sozialen Schädigungen des Heroinkonsums vermindert werden. Die Angebote verfolgen unterschiedliche Ziele: Abstinenz, Substitution und Schadensminderung. Im Bereich der Schadensminderung stehen Einrichtungen wie Kontakt- und Anlaufstellen zur Verfügung, in denen die Konsumierenden betreut und beraten werden und saubere Spritzen und Nadeln beziehen können. Gezielte Information ist wichtig: Die Heroinkonsumierenden müssen die Risiken, die sie
eingehen, kennen. Sie halten beispielsweise die neuen Konsumformen (Rauchen, Sniffen) häufig für weniger abhängigkeitserzeugend als das Spritzen. Das Suchtpotenzial von Heroin ist jedoch bei allen Konsumformen hoch.
Mit schadensmindernden Maßnahmen kann die Lebenssituation von Heroinabhängigen verbessert werden. Doch es bleibt erstes Ziel der Prävention, den Einstieg zu verhindern, gerade bei einer so stark abhängig machenden Droge. Neben der Grundaufgabe, über Wirkungen und Risiken zu informieren, richtet sich die Prävention vor allem an Zielgruppen, die einen oder mehrere Risikofaktoren für ein Suchtverhalten aufweisen, zum Beispiel familiäre Schwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten, geringe Stressresistenz. Die Früherkennung von Risikosituationen, gefolgt von einer angemessenen Intervention, ist ein wichtiges Instrument der Prävention.
Informationsfolder zum Thema Heroin: