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Kokain

Kokain (Koka, Koks oder "Schnee") gehört zu den Stimulanzien, also zu jener Gruppe von Drogen, denen aufputschende und leistungssteigernde Wirkung nachgesagt wird. Kokain wird aus den Blättern des Kokastrauchs gewonnen, der hauptsächlich in der Andenregion in Südamerika gedeiht. Getrocknete Kokablätter bestehen zu 0,2 bis 1,3 % ihres Gewichts aus Alkaloiden. Hauptwirkstoff ist das Esteralkaloid Kokain, das über einen chemischen Prozess aus der pflanzlichen Basis herausgelöst und in mehreren Schritten in Kokain-Hydrochlorid umgewandelt wird. Das so gewonnene "Rock-Kokain" (gelb-bräunlich, grobkörnig) kann zum bekannten "Schnee" (weiß, geruchlos, bitter schmeckend) weiter verarbeitet werden. "Schnee" weist als Kokain-Hydrochlorid einen Wirkstoffanteil von bis zu 95 % auf. Auf dem Schwarzmarkt ist das Kokain-Hydrochlorid die übliche Handelsform des Kokains, zur Steigerung der Gewinnspanne vermischen es die Dealer allerdings mit diversen Streckmitteln. Oft beträgt der Anteil des Wirkstoffes Kokain im so genannten "Straßenkokain" deshalb bloß noch etwa 20 %.

 

Kulturgeschichte

Der Kokastrauch, die "heilige Pflanze" der Inka, dessen Blätter gekaut oder als Teeaufguss noch heute von den Anden-Indios zur Unterdrückung des Hungergefühls sowie zur Steigerung der Ausdauer und der Arbeitskraft benutzt werden, gelangte im 18. Jahrhundert nach Europa. Erst 1855 wurde das Hauptalkaloid chemisch isoliert und wenig später von der Pharmaindustrie als "medizinisches Wundermittel" (u.a. zur Lokalanästhesie) lanciert. Gleichzeitig begann der Aufstieg zur Modedroge (Koka-Wein oder gemischt mit Koffein und Colanuss als "Coca Cola"). Später verlor die Limonade ihren Kokagehalt und das Kokain in der westlichen Welt seinen Medizinalstatus, blieb aber als Modedroge für Minderheiten (Künstlerkreise) aktuell. In den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts fanden das Kokain und seine Derivate (Freebase, Crack) auch einen festen Platz in der Drogenszene (u.a. als Mischdroge mit Heroin, "Speedball", "Cocktail"). Seither war Kokain stets eine Droge mit zwei Gesichtern: Droge des Elends und Droge des Jetsets. Häufiger Beikonsum in der Gruppe der schwerstabhängigen Heroinkonsumierenden und Methadonempfänger/innen sowie Crackkonsum in städtischen Drogenszenen prägen das Bild des Elends, auf der anderen Seite steht Kokain als Lifestyledroge der Partyszene sowie als Aufputschmittel für Leistungsbesessene. Kokain untersteht in Österreich dem Suchtmittelgesetz, welches Herstellung, Handel, Verarbeitung und Besitz dieser Droge und aller Derivate gesetzlich verbietet.


Auswirkungen des Konsums

Ein dauerhafter und intensiver Kokainkonsum kann zu psychischen Veränderungen führen und insbesondere Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Gewalttätigkeit und Aggressivität sowie unbegründete Ängste und Verwirrtheit hervorrufen. Wenn die Wirkung von Kokain nachlässt kommt es zu einem gefühlsmäßigen Tief ("Crash"): Schlaflosigkeit, Verlust des Interesses an Nahrung und Sexualität sowie Depressionen und suizidale Tendenzen sind häufige Symptome. Bei chronischem Hochkonsum besteht die Gefahr von Kokainpsychosen, bei denen sich Halluzinationen und Wahnzustände entwickeln.

 

Auch die körperlichen Folgeschäden des Kokainmissbrauchs können mittel- oder längerfristig lebensgefährlich sein. So wird der Körper mit der Zeit weniger belastbar und weniger widerstandsfähig gegen Infektionen. Es kann zu einem körperlichen Abbau, zu Gewichtsabnahme und Unterernährung kommen. Wenn durch den Kokainkonsum das Gehirn geschädigt wird, sind Intelligenzminderung, Konzentrationsprobleme oder Einschränkungen von Merk- und Lernfähigkeit möglich. Schädigungen der Augen, chronische Bronchitis und Leberschäden sind ebenfalls möglich. Es kann weiter zu Herz-Kreislauf-Schädigungen kommen; Schleimhäute können nach längerem Schnupfen von Kokain angegriffen, die Nasenzwischenwand durchlöchert werden. Wird Kokain geraucht, kommt es mit der Zeit zu einer Schädigung des Lungengewebes; wird es gegessen, kann das Darmgewebe in Mitleiden-
schaft gezogen werden. Insbesondere beim Gebrauch von Spritzen besteht die Gefahr, dass Infektionskrankheiten übertragen werden, wenn Injektionsutensilien gemeinsam benutzt werden. HIV, aber auch die verschiedenen Formen von Hepatitis können so übertragen werden. Beim Schnupfen von Kokain stellen Blutspuren von verletzten Nasenschleimhäuten an gemeinsam benutzten Saugrohren (wie z.B. gerollten Banknoten) ebenfalls ein Infektionsrisiko dar.

 

Prävention

Zeitgemäße Drogenpolitik basiert auf den vier Säulen Prävention, Repression, Therapie und Schadensminderung. Der Prävention kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie die Probleme an den Wurzeln anpackt. Sicher ist es unabdingbar, über die Risiken des Kokainkonsums zu informieren, darüber hinaus muss die Prävention aber auf der Verhaltensebene eine Wirkung erzielen. Das gelingt primär durch die Stärkung individueller Kompetenzen wie das Anerkennen eigener Grenzen, die angemessene Gestaltung von Leistungs- und Erholungsphasen sowie die Fähigkeit, mit Risiken umzugehen. Angesichts der unterschiedlichen Szenen, in denen Kokain konsumiert wird (Drogen-, Party-, Künstlerszene, Manager- und Prostituiertenmilieu), ist eine Prävention notwendig, die sich an den Lebenswelten der jeweiligen Zielgruppen orientiert.

 

Kokain ist eine stark Sucht erzeugende Substanz. Hält man sich die schweren potenziellen Schädigungen von Psyche und Körper vor Augen, kann die Prävention nur den Nichteinstieg in den Kokainkonsum bzw. den totalen Ausstieg anvisieren.

Informationsfolder zum Thema Kokain: