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Schlaf- und Beruhigungsmittel

Schlaf- und Beruhigungsmittel gehören zu den auf die Psyche wirkenden Arzneimitteln. Es handelt sich heute vor allem um Benzodiazepine und benzodiazepinähnliche Stoffe. Der Begriff Benzodiazepine bezeichnet eine Gruppe von chemisch ähnlich aufgebauten Wirkstoffen, die als Entspannungs- und Beruhigungsmittel (Tranquilizer) oder als Schlafmittel (Hypnotika) eingesetzt werden. Der Unterschied zwischen beiden Typen besteht hauptsächlich in der Wirkungskraft auf die Wachsamkeit des Patienten oder der Patientin, die von der beruhigenden Wirkung bis hin zum tiefen Schlaf reicht. Benzodiazepinähnliche Stoffe sind chemisch keine Benzodiazepine, haben aber das gleiche Wirkprofil. Dazu zählen die Wirkstoffe Zolpidem, Zopiclon und Zaleplon (so genannte "Z-Drugs").

 

Wirkungen

Benzodiazepine und ähnliche Stoffe wirken, indem sie die Reizübertragung im Prozess der Neurotransmission hemmen. Sie haben je nach Substanz, Dosierung und Wirkdauer folgende Effekte:

  • angstlösend
  • schlaffördernd
  • beruhigend
  • muskelentspannend
  • antiepileptisch


Dementsprechend werden Benzodiazepine beispielsweise zur Behandlung von Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen, Schlafstörungen und bei muskulären Verspannungen eingesetzt. Je nach Empfindlichkeit, Dosis und allfälligen Interaktionen mit weiteren Medikamenten können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, beispielsweise Müdigkeit, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, Muskelschwäche, Benommenheit, Schwindelgefühl, ein Nachlassen sexueller Bedürfnisse, psychomotorische Unruhe und Reizbarkeit. Es wird unterschieden zwischen kurzfristig (weniger als 6 Stunden), mittelfristig (6 bis 24 Stunden) und langfristig (mehr als 24 Stunden) wirksamen Benzodiazepinen. Bei älteren Menschen kann sich die Wirkungsdauer verlängern, da ihr Körper Medikamente oft langsamer abbaut. Der Arzt, die Ärztin wählt jenes Medikament, dessen Wirkungsdauer für die Behandlung der jeweiligen Beschwerden (z. B. Einschlafprobleme, frühzeitiges Aufwachen,
Angstzustände) angemessen ist.

 

Risiken

 

Bei niedrig dosiertem und kurzfristigem Gebrauch von Benzodiazepinen sind die negativen körperlichen, psychischen und sozialen Auswirkungen gering. Bei höherer Dosierung und/oder langfristiger Einnahme bestehen aber bedeutende kurz- und langfristige Risiken. Die Einnahme über längere Zeit kann soziale und psychische Folgen nach sich ziehen: emotionales Desinteresse, Gereiztheit, schnellere Erschöpfbarkeit, Einschränkung der Interessen, Beziehungsprobleme etc. Wenn Benzodiazepine über längere Zeit eingenommen werden, sei es in niedrigen oder hohen Dosen, besteht zudem das Risiko, abhängig zu werden.

 

Insbesondere bei höherer Dosierung kann es zu folgenden Problemen kommen:

  • Gedächtnisstörungen, verminderte Aufmerksamkeit, verminderte Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit, Beeinflussung des Gefühlslebens
  • Durch eine zu starke oder zu lange Sedierung steigt die Gefahr von Unfällen im Straßenverkehr, bei der Arbeit oder in der Freizeit. Auch Stürze sind infolge der muskelentspannenden und sedierenden Wirkung nicht selten, insbesondere bei älteren Menschen
  • Die Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln während der Schwangerschaft birgt Risiken für das ungeborene Kind.
  • Bei Mischkonsum mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Barbituraten können erhebliche Verhaltensstörungen ausgelöst werden, und es besteht die Gefahr von tödlichen Überdosierungen

 

Straßenverkehr


Die Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln stellt ein oft unterschätztes Risiko für Unfälle im Straßenverkehr dar. Diese Medikamente können die Fahrfähigkeit stark beeinflussen, da sie einschläfernd wirken und das Reaktionsvermögen und die psychomotorischen Fähigkeiten einschränken.

 

Missbrauch und Abhängigkeit

 

Medikamentenmissbrauch liegt dann vor, wenn eine höhere Dosis als verordnet oder über längere Zeit als notwendig konsumiert wird oder wenn ein Medikament ohne medizinische Notwendigkeit eingenommen wird. Der missbräuchliche Konsum von Medikamenten kann in eine Medikamentenabhängigkeit münden, die vor allem durch den Verlust der Kontrolle über den Arzneimittelgebrauch gekennzeichnet ist und Entzugssymptome zur Folge haben kann. Eine Toleranzentwicklung (das bedeutet, dass man die Dosis steigern muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen) kann, muss aber nicht auftreten. Bei der Abhängigkeit von Benzo diazepinen wird zwischen Hochdosisabhängigkeit und Niedrigdosisabhängigkeit unterschieden. Eine Niedrigdosisabhängigkeit entsteht bei einer langfristigen Einnahme der empfohlenen therapeutischen Dosierung. In diesen Fällen gibt es in der Regel keine Toleranzentwicklung oder sie bleibt unbemerkt, da zwar die Wirkung schwindet, aber die Dosis nicht erhöht wird. Im Verlauf einer Hochdosisabhängigkeit kommt es hingegen zu einer deutlichen Toleranzentwicklung mit Dosissteigerung. Eine Niedrigdosisabhängigkeit von Benzodiazepinen kommt weitaus häufiger vor als eine Abhängigkeit von hohen Dosen.

 

Es ist  häufig nicht einfach, eine Medikamentenabhängigkeit zu diagnostizieren. Entzugserscheinungen beim Absetzen des Medikamentes werden oft als Wiederauftreten der Ausgangsbeschwerden gedeutet. Vergesslichkeit, verminderter Antrieb und geringe Anteilnahme am sozialen Umfeld sind häufige  Begleiterscheinungen der Medikamenteneinnahme, die gerade bei älteren Menschen eher dem Alter zugeschrieben und nicht als Anzeichen einer Abhängigkeit wahrgenommen werden.

Informationsfolder zum Thema Schlaf- und Beruhigungsmittel: